Moderne Galerie des Saarlandmuseums lädt in die Dunkelheit ein
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Saarlandmuseum
Saarbrücken (epd).

Um dunkle Gefühle und Verborgenes geht es ab Samstag in der Modernen Galerie des Saarlandmuseums in Saarbrücken. Unter dem Titel „Into the Dark. Grafik von Ensor bis Munch“ sind bis zum 4. Januar 2026 rund 100 Werke um 1900 von Künstlerinnen und Künstlern wie Edvard Munch, Otto Dix und Käthe Kollwitz zu sehen. Der Mensch strebe oft zum Hellen, dabei müsse das, was sich in der Dunkelheit verberge, nicht abgründig und düster sein, sagte die Leiterin der Graphischen Abteilung Jane Schmidt-Boddy am Donnerstag bei Vorbesichtigung der Themenschau.

Die Ausstellung folgt den Angaben zufolge einem Gedanken des Künstlers Max Klinger, wonach der dunklen Seite des Lebens in der Kunst Raum gegeben werden solle. Gerade die Grafik sei in der Lage, durch Kontraste Gefühle zu verdeutlichen, betonte Kuratorin Schmidt-Bobby. Die Schau selbst ist wiederum in acht Bereiche unterteilt: verborgene Gefühle, Unruhe, Drang, Anziehung, Verlorenheit, Entsetzen, Verbundenheit und Nachtseite. Die Kapitel sollten bewusst nicht unter einer Emotion wie beispielsweise Angst stehen, da Besucherinnen und Besucher die Werke offen entdecken und einen Blick in die Dunkelheit wagen sollten, hieß es.

Von Munch ist beispielsweise das Werk „Tod im Krankenzimmer“ zu sehen. Darin setze er sich mit dem Tod seiner Schwester auseinander, erläuterte Schmidt-Bobby. Die Familienmitglieder seien älter dargestellt als sie zum Zeitpunkt des Todes gewesen seien. Munch zeige damit, wie Trauer und Erinnerung im Leben präsent blieben, so die Kuratorin.

Andere Werke beschäftigten sich etwa mit den Themen Erkenntnisgewinn im Traum, Mord oder Erotik. So geht es auch um die Ambivalenz der Liebe mit Blick auf Eifersucht. Auch das Machtverhältnis zwischen Männern und Frauen wird thematisiert: die verführerische Femme Fatale auf der einen und Prostitution als letztes Mittel zum Überleben auf der anderen Seite.

Gesellschaftskritische Themen werden laut Schmidt-Bobby anhand einer Radierfolge von Käthe Kollwitz zum Bauernaufstand und einer Werkreihe von Otto Dix zu Zirkusakrobaten aufgegriffen. Letztere fürchteten den Tod nicht mehr, und Dix habe damit den Ersten Weltkrieg verarbeitet.

Die Schau bietet Besucherinnen und Besuchern auch die praktische Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen und dem Selbstbild an - in dem Bereich, in dem auch die Selbstbilder von Künstlern zu sehen sind. Drei Spiegel, ein klarer, ein verschwommener und ein zersplitterter, sowie zwei Zeichenbänke laden zum Zeichnen ein. Dunkelheit sei manchmal schwer, aber könne auch etwas Verbindendes haben, sagte Jane Schmidt-Bobby.