Ausstellung im Dortmunder U über "Genossin Sonne"
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Agnieszka Polskas Videoinstallation "The New Sun" leitet die Besucher durch das "U" zu den unterschiedlichen Ausstellungsebenen.
Dortmund (epd).

Auf den ersten Blick scheint ein Zusammenhang zwischen der Sonne und Revolutionen weit hergeholt zu sein. Doch dazu gebe es spannende wissenschaftliche Theorien, sagt Inke Arns, Direktorin des Hartware MedienKunstVereins und Kuratorin der Ausstellung „Genossin Sonne“ im Dortmunder U. „Das hört sich alles esoterisch an, aber ich finde die Tatsache, dass sich Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen dazu Gedanken machen, sehr interessant.“

Mehrere der 30 Kunstinstallationen, die in der Ausstellung zu sehen sind, befassen sich mit der Sonne und ihrem Einfluss auf unsere Gesellschaft und auf historische Ereignisse. So gibt es zum Beispiel eine Videoinstallation des Künstlers Anton Vidokle, der sich mit den Erkenntnissen des sowjetischen Biophysikers Alexander L. Chizhevsky auseinandersetzt. Dieser hat zum Einfluss von Sonnenemissionen auf die menschliche Gesellschaft, Psychologie, Politik und Ökonomie geforscht.

Eine andere Arbeit mit dem Titel „In the year of the quiet sun“ von der Otolith Group möchte ebenfalls eine Verbindung des Kosmos mit irdischen Vorkommnissen herstellen, erklärt Andrea Popelka, zweite Kuratorin der Ausstellung: „Diese Arbeit beschäftigt sich mit den afrikanischen Unabhängigkeitsbewegungen Mitte der 60er Jahre. Die Künstlergruppe ist der Meinung, dass es damals eine Korrelation zwischen diesen Revolutionen und dem kosmischen Kalender gab.“

Es gibt aber auch Ausstellungsstücke, die andere Schwerpunkte setzen. So möchte Künstlerin Sonia Leimer mit ihren Skulpturen namens „Space Junk“ auf den Weltraummüll aufmerksam machen, der im Kosmos umherfliegt. Die Künstlerin Marina Pinsky hat Reproduktionen von antiken Himmelskarten auf große Aluminiumscheiben drucken lassen, um aufzuzeigen, wie die Menschen den Kosmos in der Vergangenheit gesehen haben.

Eine Kunstinstallation von The Atlas Group widmet sich dagegen der Sonne als Symbol für Hoffnung und Sehnsucht. „Das Spannende an dieser Installation ist die Geschichte, die der Künstler dazu erzählt“, sagt Inke Arns. „Angeblich stammt das Videomaterial für das Werk von einem Agenten, der den Auftrag hatte, Menschen auf einer Strandpromenade in Beirut zu observieren. Aber wir sehen, dass die Kamera immer wieder zum Sonnenuntergang driftet. Hier vermischen sich Fakten mit Fiktion.“

Es ist das erste Mal, dass der Hartware MedienKunstVerein eine Ausstellung über zwei Etagen im Dortmunder U hat. Die Ausstellungsstücke befinden sich auf der dritten und auf der sechsten Etage. Deshalb haben sich die Kuratorinnen entschieden, ein Leitsystem für Besucher zu entwickeln. Dazu haben sie sich eines der Kunstwerke bedient. Agnieszka Polskas „The New Sun“, das Bild einer Sonne mit kindlichem Gesicht, ist auf dem Boden, in Aufzügen und im Treppenhaus zu sehen und leitet die Besucher durch das Gebäude zu den unterschiedlichen Ausstellungsebenen. Die dazugehörige Videoinstallation der Künstlerin ist in der dritten Etage zu finden.

Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf dem Bewegtbild. Es gibt viele Video- und Lichtinstallationen, die Projektionsflächen dazu schweben an mehreren Stellen mitten im Raum. „Uns war wichtig, dass die Besucher einen Blick nach oben werfen, weil wir zur Sonne und zum Kosmos auch nach oben blicken müssen“, sagt Kuratorin Andrea Popelka. Deshalb gibt es mehrere Bänke, auf die sich die Besucher setzen oder auch legen können, um sich die Videoinstallationen anzusehen. Da die Kunstwerke sich alle in großen offenen Räumen befinden, gibt es an den Eingängen die Möglichkeit, sich Kopfhörer auszuleihen, die automatisch die Tonspur der einzelnen Kunstinstallationen abspielen, sobald man sich ihnen nähert.

Die Ausstellung ist bereits 2024 in Zusammenarbeit zwischen dem HMKV Hartware MedienKunstVereins und der Kunsthalle Wien sowie den Wiener Festwochen entstanden. Die aktuelle Ausstellung im U wurde noch einmal um fünf Kunstwerke erweitert, sodass nun insgesamt 30 Arbeiten von 18 internationalen Künstlern zu sehen sind. Die Ausstellung geht vom 13. September bis zum 18. Januar 2026. Die Exponate in der dritten Etage können kostenlos angesehen werden, für die sechste Etage muss Eintritt gezahlt werden.

Nadia Gering (epd)