
Das diesjährige „Via Nova Kunstfest“ der Welterbe-Stätte Corvey im westfälischen Höxter rückt den Wert der Freundschaft in den Fokus. Unter dem Titel „Das schöne Bild der Freundschaft. Gedankenwelten der Menschlichkeit“ stehen ab 29. August an drei Wochenenden zahlreiche Veranstaltungen mit Literatur, Musik und philosophischen Betrachtungen auf dem Programm, wie die Veranstalter in Höxter mitteilten.
Das Programm zeige, wie sich Freundschaften durch die gesamte Menschheitsgeschichte hindurch gebildet und historische Entwicklungen beeinflusst hätten, erklärten die Veranstalter. Sie seien wichtiges Thema in privaten Briefen, philosophischen Abhandlungen, Romanen oder musikalischen Kompositionen. In ihrer Eröffnungsrede werde die Autorin Cécile Wajsbrot darauf eingehen, wie wichtig für jeden Menschen ein Gegenüber sei.
Freundschaft wird unter anderem in der Lesung des aus dem alten Babylon stammenden Gilgamesch-Epos thematisiert. Eine extra für Corvey eingerichtete Textfassung wird von Jens Harzer, Marina Galic und Thomas Loibl gelesen. In dem Epos wird der König der sumerischen Stadt Uruk, Gilgamesch, auf seiner Suche nach Unsterblichkeit von seinem Freund Enkidu begleitet.
In einer Lesung von Texten des antiken Cicero gehe es um Toleranz gegenüber anderen Meinungen, die nur zusammen mit Respekt anderen Menschen gegenüber gelinge, hieß es. Als besonders wichtig sei ihm dabei Freundschaft, Gerechtigkeit und Menschlichkeit erschienen. Der weitgereiste, diplomatisch versierte Abt Wibald von Stablo habe im 12. Jahrhundert Handschriften von Ciceros Werken speziell für das Kloster Corvey anfertigen lassen. Die Texte werden unter anderem von dem Schauspieler Ulrich Noethen am Eröffnungstag gelesen.
Die Novelle des französischen Philosophen Voltaire „Candide oder der Optimismus“ wird am 5. September von dem Schauspieler Peter Lohmeyer gelesen. Die Schauspielerin Nina Hoss präsentiert den Roman „Die Gabe“ von Vladimir Nabokov, Martina Gedeck liest aus dem „Ulenspiegel“ von Charles de Coster. Der Autor Volker Braun ist mit seiner Erzählung „Die hellen Haufen“ zu Gast.
Für Konzerte stehen unter anderem die Ensemble „O/Modernt“, das „Ensemble Constantinople“, das „Vision String Quartet“ und das „Amatis Piano Trio“ und Thomas Quasthoff auf dem Programm. Kuratiert wird das bis zum 14. September laufende Festival von der Literaturwissenschaftlerin Brigitte Labs-Ehlert.
Das vor 1.200 Jahren geweihte Kloster Corvey direkt an der Weser entwickelte sich zu einem bedeutenden karolingischen Kloster, die Abtei brachte zahlreiche Bischöfe hervor. Das Karolingische Westwerk und die ehemalige Klostersiedlung wurden 2014 in die Weltkulturerbe-Liste der Unesco aufgenommen.