Präses Latzel: Ethische Werte wichtig für wirtschaftliches Handeln
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Der rheinische Präses Thorsten Latzel
Düsseldorf (epd).

Die Orientierung an ethischen Werten ist nach Ansicht des rheinischen Präses Thorsten Latzel auch im wirtschaftlichen Handeln von größter Bedeutung. Eine ethische Orientierung sei kein Hindernis, sondern „die notwendige Bedingung für langfristig stabile gesellschaftliche Verhältnisse, die wiederum auch langfristige stabile wirtschaftliche Verhältnisse ermöglichen“, sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland vor Führungskräften der Bundesbank in Düsseldorf. Fragen von sozialer Gerechtigkeit, ökologischer Nachhaltigkeit und gesellschaftlichem Zusammenhalt stellten sich auch wirtschaftlich handelnden Akteuren.

„Besonders wichtig ist die Vermittlung von Moral und wirtschaftlichem Handeln auf gesellschaftlicher Ebene“, betonte der evangelische Theologe. In Deutschland sei nach dem Zweiten Weltkrieg das Modell der sozialen Marktwirtschaft aufgebaut worden - geprägt von der katholischen Soziallehre und der evangelischen Ethik. Die dortigen Regeln machten dem wirtschaftlichen Handeln vor allem sozialpolitische Vorgaben. Es gehe um den Ausgleich zwischen denjenigen, die ihr Vermögen erheblich vergrößern könnten, und denjenigen, die von Armut bedroht seien, erläuterte Latzel.

Durch das Wettbewerbsprinzip und das Streben nach optimaler Verwertung des Kapitals leiste der Markt „einen zentralen Beitrag zum ökonomischen, sozialen und politischen Fortschritt“, betonte der leitende Theologe der zweitgrößten evangelischen Landeskirche in Deutschland. Der Markt schaffe es aber nicht allein, zentrale Probleme der Menschheit wie Armut, ökologische Nachhaltigkeit oder soziale Gerechtigkeit zu regeln.

Auch die Globalisierung habe weltweit soziale und ökonomische Fortschritte ermöglicht. „Zugleich werden aber auch ethische Regeln durch die Globalisierung gefährdet und ihre Einhaltung komplizierter“, erklärte Latzel. „Erhebliche Anteile der sozialen Spannungen, des völkischen Nationalismus, der im Gewand eines Populismus auftritt, und des institutionellen Misstrauens, die wir heute erleben, sind von dieser Deregulierung bestimmt.“ Moral habe eine essenzielle Funktion. Sie stabilisiere ausdifferenzierte Systeme moderner Gesellschaften. Es sei gut, wenn Geldgeschäfte dazu beitrügen, allen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen und Gottes Schöpfung dauerhaft zu bewahren.