Stiftung: Für Erfolg der Aktivrente mehr Werbung nötig
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Aktuell sind laut Stiftung 13 Prozent der Rentnerinnen und Rentner in Deutschland in der Altersgruppe von 65 bis 74 Jahren erwerbstätig.
Studie: Aktivrente steigert Arbeitsvolumen und Beschäftigungsdauer
Gütersloh (epd).

Länger arbeiten und steuerfrei hinzuverdienen: Bei der geplanten Aktivrente würden einer Umfrage zufolge mehr Senioren als derzeit länger arbeiten. Im Durchschnitt könnten durch höhere Erwerbsbeteiligung und längere Beschäftigungsdauer das Arbeitsvolumen der knapp 570.000 erwerbstätigen Menschen im Alter zwischen 66 bis 70 Jahren um zehn Prozent steigen, wie aus einer von der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh veröffentlichten Befragung hervorgeht. Die Politik müsse das Angebot jedoch offensiver bewerben, mahnte die Stiftung.

Simulationen zeigten, dass etwa 234.000 ältere Arbeitnehmer auch ohne Reformen bereits länger arbeiten würden. Mit der Aktivrente würden hier zunächst 770 Millionen Euro weniger Steuern anfallen. Für den Staat würde sich die Aktivrente der Untersuchung zufolge erst rechnen, wenn mindestens ein Wert von 40.000 Vollzeitstellen erreicht wird, hieß es. Bislang liege der Wert laut der Befragung bei bis zu 33.000 zusätzlichen Vollzeitstellen in der Altersgruppe zwischen 66 und 70 Jahren.

Stiftung: Mehr Werbung für Aktivrente nötig

Damit die Reform die Erwerbsbeteiligung Älterer tatsächlich erhöhen kann, müsse die Politik die neuen Möglichkeiten aber aktiv bewerben, empfahl die Stiftung. Denn selbst bestehende Regeln im Rentenrecht seien vielen nicht bekannt. Zugleich müssten auch die Regeln für die Wieder- und Weiterbeschäftigung vereinfacht werden, forderte die Stiftung. Viele Unternehmen hätten arbeits- und sozialrechtliche Fragen bei der Beschäftigung Älterer, wie eine weitere Umfrage ergeben habe. Nötig sei eine Reform des Teilzeit- und Befristungsgesetzes über die bestehenden Pläne hinaus.

Arbeitgeber müssen altersgerechte Arbeitsbedingungen schaffen

Auch die Arbeitgeber seien gefordert, altersgerechte Arbeitsbedingungen, mehr zeitliche Flexibilität und ein gutes Arbeitsklima zu ermöglichen, erklärte die Stiftung. Unternehmen sollten mit Wertschätzung auf die erfahrenen Kollegen zugehen und das Arbeitsumfeld so gestalten, dass sich deren Erwartungen erfüllten, nämlich geistig fit zu bleiben, Spaß an der Arbeit zu haben und soziale Kontakte zu pflegen.

Die Bundesregierung hat zur Stärkung älterer Erwerbstätiger für das Jahr 2026 die Einführung einer „Aktivrente“ beschlossen. Arbeitnehmer, die über das reguläre Rentenalter hinaus arbeiten, sollen Einkommen von bis zu 2.000 Euro monatlich steuerfrei erhalten. Die finanziellen Anreize der Aktivrente könnten das Weiterarbeiten auch dort attraktiver machen, wo Arbeitsbedingungen weniger günstig seien, etwa bei hoher Belastung, niedrigem Stundenlohn oder fehlender Möglichkeit zum Homeoffice, sagte der Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung, André Schleiter.

13 Prozent der Rentner zwischen 65 und 74 erwerbstätig

Aktuell sind laut Stiftung 13 Prozent der Rentnerinnen und Rentner in Deutschland in der Altersgruppe von 65 bis 74 Jahren erwerbstätig, in der Altersgruppe 65 bis 69 Jahre sind es 21 Prozent. In Dänemark oder Schweden liege diese Quote bei rund 30 Prozent.

Die Analyse „Aktiviert die Aktivrente Ältere?“ basiert auf einer repräsentativen Online-Befragung von knapp 3.000 Menschen im Alter von 60 bis 70 Jahren. Durchgeführt wurde sie im Auftrag der Stiftung im Juni 2025 vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Für die zweite Studie „Arbeit 60+ - zwischen Paragrafen und Praxis“ hat das Demographie Netzwerk Interviews mit Unternehmen zu rechtlichen, organisatorischen und kulturellen Hürden der Weiter- und Wiederbeschäftigung Älterer geführt.

Von Holger Spierig