Klima-Risiko-Index: 830.000 Tote durch Wetterextreme in 30 Jahren
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Bei Wetterextremen stellen Hitzewellen und Stürme die größte Gefahr für Menschenleben dar.
Bonn, Belém (epd).

Nahezu 10.000 Wetterextreme mit mehr als 830.000 Toten und Schäden in Billionenhöhe: Die Bilanz für die vergangenen drei Jahrzehnte ist dem Klima-Risiko-Index 2026 zufolge verheerend. Die Rangliste der besonders betroffenen Länder führen in dem am Dienstag auf der Weltklimakonferenz in Brasilien veröffentlichen Bericht der Organisation Germanwatch vor allem ärmere Staaten an, aber auch Industrieländer landen im oberen Bereich. Auch Deutschland gehöre auf Platz 29 mit dazu.

An der Spitze des Index über die vergangenen 30 Jahre steht Dominica, ein kleiner karibischer Inselstaat, der mehrfach von verheerenden Wirbelstürmen getroffen wurde. Dominica nehme vor allem wegen der enormen Schäden im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt Rang eins ein, erklärte Germanwatch. Auf Platz zwei folgt Myanmar. In dem südostasiatischen Land habe allein der Zyklon „Nargis“ im Jahr 2008 fast 140.000 Menschen getötet und Schäden in Höhe von 5,8 Milliarden US-Dollar angerichtet.

Viele Hitzeopfer in Europa

Auch Deutschland stehe mit Rang 29 auf dem Langzeit-Index weit oben, heißt es weiter. In der EU seien nur Frankreich, Italien, Spanien und Griechenland noch stärker betroffen. Neben den Sachschäden seien die Todesopfer für die Platzierung Deutschlands verantwortlich - vor allem durch Hitzewellen, die auch andere europäische Länder schwer getroffen hätten. Insgesamt seien in Deutschland seit 1995 mehr als 24.400 Menschen durch Wetterextreme ums Leben gekommen, fast 1,1 Millionen weitere seien zum Beispiel durch Gesundheitsschäden oder Verlust des Eigentums direkt betroffen gewesen. Die Schäden beliefen sich inflationsbereinigt auf fast 130 Milliarden US-Dollar (112 Milliarden Euro).

„Bei Wetterextremen stellen Hitzewellen und Stürme die größte Gefahr für Menschenleben dar“, fasste Co-Autorin Laura Schäfer die Auswirkungen zusammen. „Stürme verursachten zugleich die mit Abstand größten Sachschäden. Überflutungen hingegen waren für die meisten direkt von Extremwetter Betroffenen - zum Beispiel durch Verlust ihres Eigentums - verantwortlich.“ Dabei würden Länder wie Haiti, die Philippinen oder Indien - allesamt in den Top Ten - teilweise in so kurzen Abständen von Überflutungen, Hitzewellen oder Stürmen getroffen, dass sich ganze Regionen kaum noch von den Katastrophen erholen könnten, erklärte Germanwatch.

Deutschland für Einzeljahr 2024 auf Rang 50

Bei der Auswertung allein bezogen auf das vergangene Jahr führen die karibische Inselgruppe St. Vincent und die Grenadinen sowie Grenada die Liste an. Sie wurden im Sommer 2024 von einem Hurrikan verwüstet. An dritter Stelle folgt der Tschad. Das zentralafrikanische Land litt unter verheerenden und teils über Monate anhaltenden Überflutungen. Deutschland steht im Index für 2024 auf dem 50. Rang.

Seit 2006 erfasst der Klima-Risiko-Index von Germanwatch die Zahl der Todesopfer, der betroffenen Menschen und die wirtschaftlichen Schäden durch Extremwetter weltweit. Seit 2025 wird er nach einer methodischen Überarbeitung auf der Basis der International Disaster Database (EM-DAT) sowie sozioökonomischer Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) erstellt.

Von Silvia Vogt (epd)