Handy-Verbote und Altersgrenzen bei Social Media bleiben umstritten
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Smartphones auf dem Schulhof
Düsseldorf (epd).

Mögliche Handy-Verbote an Schulen, strikte Altersvorgaben bei sozialen Netzwerken? Die Debatte um Regeln für die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen geht weiter. Mehrere Organisationen aus dem Bildungsbereich sprechen sich gegen pauschale Smartphone-Verbote an Schulen aus. Die Fachgesellschaft der Kinder- und Jugendpsychiater befürwortet in der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ Altersgrenzen bei der Nutzung von Netzwerken im Internet. Der Mediencoach Moritz Becker hält es für unrealistisch, diese durchzusetzen.

Der Bundeselternrat, die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur, das Deutsche Kinderhilfswerk sowie das Zentrum für digitalen Fortschritt D64 erklärten in einem am Mittwoch veröffentlichen offenen Brief zu Handys an Schulen: „Wir brauchen pädagogisch begleitete Erfahrungsräume, keine reflexartigen Verbote.“ Verbote schüfen keine Medienkompetenz, sie verschöben das Problem ins Private und ließen Eltern und Schüler allein.

„Pauschale Verbote entmündigen Kinder und Jugendliche und stehen in krassem Widerspruch zu ihrem in der UN-Kinderrechtskonvention garantierten Recht auf digitale Teilhabe sowie den Aufbau von Medienkompetenz“, erklärte der Geschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, Kai Hanke.

Mehrere Bundesländer haben bereits Regelungen für die Handynutzung an Schulen getroffen. Während für Grundschulen meist Verbote gelten, gibt es für höhere Klassenstufen häufig Ausnahmen. Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) kündigte Mitte Juli eine Expertenkommission an, die prüfen soll, ab welchem Alter die Nutzung von Social-Media-Plattformen wie Instagram oder Tiktok erlaubt werden sollte.

Für strikte Altersgrenzen hatte sich jüngst der Suchtbeauftragte der Bundesregierung, Hendrik Streeck (CDU), ausgesprochen. Die Fachgesellschaft der Kinder- und Jugendpsychiater befürwortete das. Vorstandsmitglied Eva Möhler sagte der „Rheinischen Post“, ein Social-Media-Verbot für Unter-13-Jährige sei „sehr zu befürworten“. Viele Eltern berichteten, mit ihren Kindern wegen der Mediennutzung im Dauerstreit zu sein: „Da könnte es für Eltern eine große Entlastung sein, sich klar auf gesetzliche Regelungen, wie es sie ja auch für Alkohol und Zigaretten gibt, beziehen zu können.“

Der Mediencoach Moritz Becker aus Hannover indes sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Seit zwanzig Jahren bekommt man es nicht hin, Porno-Seiten für Minderjährige zu sperren, deshalb habe ich da wenig Hoffnung.“ Becker arbeitet bei „smiley“, einem Verein aus Hannover, der laut Eigendarstellung deutschlandweit Kinder, Jugendliche, Eltern und Fachkräfte für einen verantwortungsvollen Umgang mit Social Media sensibilisiert.

„Auch wenn es irgendwann einmal auf wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen entsprechende Regelungen geben sollte, müssen wir dennoch unsere Kinder und Jugendlichen stärken für die heutigen Herausforderungen des Alltags“, unterstrich er. „Und dazu gehört aktuell die Nutzung von Social Media.“ Der Sozialpädagoge, Dozent und Podcaster äußerte die Vermutung, dass es für eine Landesregierung oder ein Kultusministerium womöglich „kostengünstiger“ sei, ein Verbot von Social Media für Unter-14-Jährige zu fordern, als in die Fortbildung zu investieren und Lehrkräfte zu befähigen, Kinder resilient gegen negative Einflüsse zu machen.