Die durchschnittlichen Eigenanteile in Pflegeheimen haben nach Zahlen des Verbands der Ersatzkassen die Schwelle von 3.000 Euro pro Monat überschritten. Laut einer am Dienstag veröffentlichten Datenauswertung betrug am 1. Juli 2025 die bundesweite durchschnittliche Eigenbeteiligung im ersten Aufenthaltsjahr 3.108 Euro. Der Gesundheitswissenschaftler Jürgen Wasem schlug mehr private Vorsorge vor, die Pflegeexpertin Mara Schläfke sagte hingegen, private Pflegezusatzversicherungen seien bislang keine Lösung. Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte eine stärkere Kostenübernahme durch die Bundesländer.
Im Vorjahr lagen laut dem Verband der Ersatzkassen (vdek) die Eigenanteile noch bei 2.871 Euro. Seither sind sie um 8,3 Prozent gestiegen. Die massiven Preisaufschläge seien auf gestiegene Kosten für Personal und Lebenshaltung zurückzuführen.
Der Eigenanteil in Pflegeheimen setzt sich aus Kosten für Unterkunft und Verpflegung, Investitionen sowie dem einrichtungseinheitlichen Eigenanteil (EEE) zusammen, der vor allem Kosten für das Pflegepersonal umfasst. Für den EEE gibt es abgestufte Zuschüsse, daher sinkt der Eigenanteil mit zunehmender Aufenthaltsdauer. Die Höhe des Eigenanteils variiert zudem je nach Einrichtung.
Zudem gibt es regionale Unterschiede. Am teuersten ist den vdek-Daten zufolge das erste Jahr im Pflegeheim in Bremen (3.449 Euro), in Nordrhein-Westfalen (3.427 Euro) und im Saarland (3.403 Euro), am vergleichsweise günstigsten in Sachsen-Anhalt (2.595 Euro), Mecklenburg-Vorpommern (2.752 Euro) und in Niedersachsen (2.785 Euro).
Die vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner erklärte, die Belastung durch Eigenanteile sei in dieser Größenordnung den Bewohnern von Pflegeheimen nicht mehr zuzumuten. Die Länder müssten ihre Pflichten bei Ausbildung und Investitionen erfüllen.
Wasem, Professor für Medizinmanagement an der Uni Duisburg-Essen, empfahl eine kapitalgedeckte, verpflichtende Pflegezusatzversicherung. Diese könne die Pflegekosten sozial abfedern und generationengerecht finanzieren. Wasem ist Vorsitzender des Experten-Rats Pflegefinanzen, der vom Verband privater Krankenversicherungen ins Leben gerufen wurde.
Die Pflegeexpertin Schläfke von der Verbraucherzentrale Bundesverband erklärte, die Politik sei gefordert, die Pflege zukunftssicher und bezahlbar zu machen, vor allem durch die Befreiung der Pflegeversicherung von versicherungsfremden Leistungen. „Gute Pflege darf nicht nur ein Privileg für diejenigen sein, die sich eine bessere Gesundheitsversorgung leisten können“, sagte sie. In Praxistests zeige sich immer wieder, dass derzeit die Angebote privater Versicherungen für Pflegebedürftige nicht geeignet seien. Starke Beitragserhöhungen zwängen viele zum Vertragsausstieg im Alter - gerade dann, wenn sie den Schutz am dringendsten brauchten.
Patientenschützer Brysch sagte dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“, würden die Länder ihrer Pflicht bei Ausbildungs- und Investitionskosten nachkommen, könnten die stationären Pflegekosten um 600 Euro sinken. Er forderte außerdem die Deckelung von Pflegekosten auf 1.000 Euro.