Chemnitz feiert norwegischen Künstler Munch
Chemnitz (epd).

Die europäische Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 lädt zu einem weiteren Höhepunkt ein: Ab Sonntag ist in den Kunstsammlungen am Theaterplatz die Ausstellung „Angst“ mit Werken von Edvard Munch (1863-1944) zu sehen. Die Arbeiten spiegelten verschiedene Facetten der menschlichen Seele, sagte die Generaldirektorin der Kunstsammlungen Chemnitz, Florence Thurmes, am Donnerstag. Im Fokus stehen die Themen Angst und Einsamkeit. In der Ausstellung werden bis zum 2. November rund 140 Werke gezeigt, darunter 96 von Munch.

Der norwegische Maler und Grafiker schuf mit „Der Schrei“, „Madonna“ und „Vampir“ Bilder, die sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben. In Chemnitz sind unter anderem die Lithografie „Das Geschrei“ von 1895 und das Gemälde „Zwei Menschen. Die Einsamen“ zu sehen, das nach fast 90 Jahren erstmals wieder in Deutschland präsentiert wird. Es war 1928 für die Städtische Kunstsammlung Chemnitz erworben und in der NS-Zeit wieder verkauft worden. Das Bild, das zwei Menschen in einem räumlichen Abstand zueinander zeigt, wird als Leihgabe aus den USA zur Verfügung gestellt.

Thurmes würdigte Munch als einen Wegbereiter der Moderne. Sein Werk kreise um existenzielle Fragen des Menschseins wie Liebe, Angst, Einsamkeit, Begehren und Tod. Der Norweger habe auch für Chemnitz eine besondere Bedeutung: 1905 war er in der Villa des Chemnitzer Textilunternehmers Herbert Eugen Esche (1874-1962) und seiner Frau Johanna Esche (1879-1911) zu Gast.

Während des Aufenthalts dort entstanden Porträts und das Gemälde „Blick ins Chemnitztal“, das auch in der Ausstellung zu sehen ist. Die gefühlsbetonten Werke Munchs beeinflussten auch Kunstschaffende in der sächsischen Region, darunter Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976) und weitere Mitglieder der Künstlergruppe „Brücke“.

Kuratorin Diana Kopka betonte, Munch, der unter anderem an Schwermut litt, habe bedeutende Meisterwerke geschaffen. Mit ihrer sensiblen Bildsprache berührten sie bis heute. Munchs moderner Blick auf das Ich und das Zusammenleben schärfe auch in der Gegenwart die Wahrnehmung von Liebe, Einsamkeit und Angst. In seinen Bildern benutze er Landschaften dafür, „die inneren Seelenzustände zu zeigen“. Munch habe auch Andy Warhol (1928-1987) beeinflusst, der 1984 eine eigene Version von „Geschrei“ schuf. Das Werk ist ebenfalls in der Chemnitzer Ausstellung zu sehen.

Ergänzt werden die Munch-Werke durch Arbeiten zeitgenössischer Künstler, darunter Neo Rauch, Irene Bösch und Michael Morgner. Die Arbeiten eröffneten „neue Perspektiven auf zentrale Motive des norwegischen Künstlers“, hieß es. Nicht zuletzt bleibe in Zeiten von Hochtechnologie und digitaler Kultur „Angst“ ein zentrales Thema. Es sei „Antrieb, Abgrund oder stille Begleiterin im Alltag“.

Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Wolfram Weimer (parteilos), erklärte, Munchs Themen bewegten Menschen zu allen Zeiten. In der Chemnitzer Ausstellung werde einmal mehr gezeigt, wie sehr Angst, Sehnsucht und Einsamkeit präsent seien.