Laut der neuen Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) lehnen etwas mehr als drei Viertel der Menschen in Deutschland (76,1 Prozent) rechtsextreme Einstellungen ab. Gleichzeitig findet nur noch knapp mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozent), dass die Demokratie „im Großen und Ganzen ganz gut“ funktioniert", teilte die SPD-nahe Stiftung am Donnerstag in Berlin mit. Bei der vergangenen Studie 2022/23 lehnten zwar nur 71,6 Prozent rechtsextreme Einstellungen eindeutig ab. Jedoch waren damals noch 57 Prozent im Großen und Ganzen zufrieden mit dem Zustand der Demokratie.
Ein Viertel stimmte der Aussage zu: „Was Deutschland jetzt braucht, ist eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert.“ Dennoch hätten nur 3,3 Prozent der Bevölkerung ein eindeutig rechtsextremes Weltbild (2022/23: 8,3 Prozent). Jeder Fünfte befindet sich in einem Graubereich, bei dem rechtsextremen Aussagen teilweise zugestimmt wird. Auch lehnten nur 6,6 Prozent alle 18 Aussagen zum Rechtsextremismus eindeutig ab, was den Angaben zufolge der bislang niedrigste Wert sei. Trotzdem nähmen etwas mehr als 70 Prozent der Befragten den zunehmenden Rechtsextremismus als Bedrohung wahr.
Menschenfeindliche Einstellungen gehen leicht zurück
Mit 5,9 Prozent billigten weniger Personen politische Gewalt, vor zwei Jahren war es noch fast jede Zehnte. Dennoch stimmten fast acht Prozent der Aussage vollzu, "wenn sich andere bei uns breitmachen, muss man ihnen unter Umständen unter Anwendung von Gewalt zeigen, wer Herr im Hause ist”. Mehr als ein Viertel der Befragten befürwortete die Aussage eher oder teils.
Menschenfeindliche Einstellungen seien insgesamt leicht bis moderat zurückgegangen im Vergleich zur vergangenen Studie. Die Anzahl der Personen, die „eher” oder “voll und ganz” ein Einwanderungsverbot für Muslime will, habe sich auf knapp neun Prozent halbiert. Allerdings unterstellte jeder Dritte, dass Flüchtlinge soziale Leistungen missbrauchen würden. Mehr als ein weiteres Drittel vertritt in Teilen diese Ansicht.
Israelbezogener Antisemitismus weit verbreitet
Einen erneuten Zuwachs erfuhr der israelbezogene Antisemitismus. Fast jeder Zehnte äußerte vollstes Verständnis für antisemitische Einstellungen aufgrund der israelischen Politik. Weitere knapp 30 Prozent stimmten dieser Aussage teils oder eher zu, nur rund ein Drittel lehnte sie komplett ab.
Die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, bewertete es positiv, dass viele Menschen den Rechtsextremismus ablehnen. „Sie zeigt aber auch, dass diskriminierende Einstellungen erneut zugenommen haben. Deutschlands Mitte droht ihr Maß zu verlieren.“
Für die Mitte-Studie wurden Menschen befragt, die sich in weiten Teilen politisch, sozial und/oder ökonomisch als Mitte verstehen. In der aktuellen Studie gaben 57 Prozent an, ihre politischen Ansichten seien „genau in der Mitte“. 25 Prozent verorteten sich links der Mitte, 18 Prozent rechts. Die Ergebnisse der Mitte-Studie 2024/25 beruhen den Angaben zufolge auf einer repräsentativen Befragung unter 2.001 erwachsenen Menschen in Deutschland.