Friedlicher Berliner CSD - viele Festnahmen auf zwei Demonstrationen
Berlin (epd).

Mehrere Hunderttausend Menschen haben anlässlich des Berliner Christopher Street Days (CSD) am Samstag überwiegend friedlich demonstriert und bis in die Nacht am Brandenburger Tor gefeiert. Laut Polizeiangaben gab es 64 Festnahmen, drei Einsatzkräfte seien verletzt worden.

Am Samstagabend hatte die Polizei die „Internationalist Queer Pride“ in Kreuzberg aufgelöst, zu der rund 10.000 Personen gekommen waren. Darunter hätten sich etwa 800 Personen mit pro-palästinensischem Bezug befunden. Die Auflösung sei wegen „anhaltender Unfriedlichkeiten, in Form von wiederholten Angriffen auf Einsatzkräfte und dem Rufen antisemitischer Parolen“ erfolgt, teilte die Polizei auf ihrem Einsatzkanal auf der Plattform X mit.

Dort kam es nach Polizeiangaben zu insgesamt 57 Festnahmen, unter anderem wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs, des tätlichen Angriffs, des Widerstands und des VeVerwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen. 17 Einsatzkräfte seien verletzt worden, im Zuge der Festnahmen hätten die Polizisten körperlichen Zwang anwenden müssen.

Die Veranstalter des CSD, der von Berlin-Mitte bis zum Brandenburger Tor ging, zogen am Samstag ein positives erstes Fazit. „Die Demonstration war so groß wie lange nicht mehr“, teilte der Vorstand des Berliner CSD e.V. mit. Die gesellschaftliche und politische Situation habe die queere Community und deren Unterstützerinnen und Unterstützer im besonderen Maße mobilisiert. Der Zuspruch zeige, „dass der CSD eine wichtige Demonstration und Anlass ist, uns und unsere Ziele zu feiern“.

Der CSD war am Samstagmittag durch den Co-Vorstand des Berliner CSD-Vereins, Marcel Voges, eröffnet worden. Er sagte in seiner Eröffnungsrede, die queere Community wolle „den Platz in der Gesellschaft, den wir uns über viele Jahre erkämpft haben, mit aller Kraft verteidigen“. Das diesjährige Motto lautete „Nie wieder still!“

Auf der Demonstration wurden drei politische Kernforderungen gestellt: der Erhalt der Community- und Beratungsstrukturen, die Aufnahme queerer Menschen ins Grundgesetz und ein wirksamer Kampf gegen Hasskriminalität.

Der Demonstrationszug setzte sich leicht verspätet mit 80 Wagen und 100 Fußgruppen in Bewegung gesetzt. Gegen 17 Uhr erreichten die ersten Wagen das Brandenburger Tor. Dort traten im Laufe des Abends unter anderem die Band Monrose und der DJ Alle Farben auf.

Vorher hatte der CSD am Schöneberger Ufer eine Gegendemonstration aus dem rechtsextremen Spektrum passiert. Dort hatten sich laut Polizeiangaben Teilnehmer im „niedrigen zweistelligen Bereich“ versammelt, 400 waren vorab angemeldet worden. Dazu hatte unter anderem die rechtsextreme Jugendorganisation „Deutsche Jugend Voran“ mobilisiert. Mehrere Personen seien vorübergehend festgenommen worden. Den Beschuldigten wurden unter anderem Beleidigung, Verstoß gegen das Waffengesetz sowie das Verwenden verfassungsfeindlicher Symbole vorgeworfen.

Die Polizei war am Samstag in Berlin mit insgesamt 1.300 Kräften vor Ort. Darunter befanden sich auch Unterstützungseinheiten aus Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und der Bundespolizei.