Der in finanzielle Schwierigkeiten geratene queere Berliner Club Schwuz hat seine Schließung angekündigt. „Unsere letzte Party findet am 1. November statt und wir möchten sie gemeinsam mit euch feiern, als das, was sie ist: Ein Abschied, aber auch ein großes Dankeschön“, teilte der Club am Donnerstagabend auf seiner Instagram-Seite mit. Der Dachverband der Clubs in der Hauptstadt, die Clubcommission Berlin, sprach am Freitag von einem „Armutszeugnis für eine Stadt, die sich als Vorreiterin queerer Rechte und Kultur versteht.“
Laut den Betreibern hat der Club zuletzt ein monatliches Defizit von 30.000 bis 60.000 Euro eingefahren. Das Schwuz hatte deshalb im August einen Insolvenzantrag stellen müssen und war auf Investorensuche gegangen.
„Nach monatelangen Hoffnungen, intensiven Gesprächen und einem umfassenden Prozess mit potenziellen Investorinnen und Investoren hat sich keine Partei gefunden, die das Schwuz im jetzigen Zustand übernehmen und weiterführen möchte, oder die nötigen Mittel aufbringen kann“, heißt es in der Mitteilung der Club-Betreiber: „Wir haben alles versucht, doch am Ende hat es nicht gereicht.“
Der erste Vorsitzende der Berliner Clubcommission, Marcel Weber, nannte es ein bitteres Signal, dass trotz aller Bemühungen, Restrukturierungen und Sanierungsversuche keine tragfähige Perspektive mehr gefunden werden konnte. Es zeige, wie schwierig die Lage für Clubs in dieser Stadt insgesamt geworden ist, sagte er.
Nachwirkungen der Corona-Pandemie, steigende Fixkosten, kaum zugängliche Kulturförderung und grundlegende, wirtschaftlich schwierige Rahmenbedingungen belasteten die Branche, kritisierte Weber. Gerade Orte wie das Schwuz, die kulturelle, soziale und queere Arbeit leisten, seien besonders schützenswert und brauchten deshalb gezielte politische Unterstützung.
Die Schließung des Clubs stehe zudem in einem eklatanten Widerspruch zum Selbstverständnis Berlins als „Regenbogenhauptstadt“, wie es im Koalitionsvertrag von CDU und SPD festgeschrieben ist: „Eine Regenbogenhauptstadt definiert sich nicht nur durch Bekenntnisse auf dem Papier, sondern durch konkrete Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung queerer Infrastruktur.“
In ihrem Instagram-Post appellieren die Schwuz-Betreiber an ihre Gäste, die letzten gemeinsamen Wochen zu nutzen, um noch einmal zusammenzukommen: „Um zu tanzen, zu lachen, zu weinen und Erinnerungen zu teilen und all das zu feiern, was wir gemeinsam geschaffen haben.“
Mit dem in Neukölln ansässigen Club geht eine wichtige Institution der Berliner queeren Infrastruktur verloren. Das Schwuz wurde 1977 gegründet und ist nach eigenen Angaben Deutschlands ältester Queer Club sowie größte Kulturinstitution im queeren Bereich. Entstanden ist das „Schwulen-Zentrum“, so der ursprüngliche Name, aus der schwulen Emanzipationsbewegung der 1970er-Jahre heraus als Treffpunkt und Aktionsort.