Berlins freie Schulen fordern mehr Mittel
Berlin (epd).

Unter dem Motto „Mit uns geht mehr! Gerechtigkeit für freie Schulen!“ hat am Donnerstag die Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen Berlin (AGFS) in der Hauptstadt für eine bessere Finanzierung ihrer Bildungseinrichtungen demonstriert. Die rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer appellierten an den schwarz-roten Senat, einen bereits versprochenen Gesetzentwurf zur Finanzierung endlich vorzulegen. Die freien Schulen fordern unter anderem eine Abschaffung zusätzlicher Restriktionen für die beruflichen Schulen sowie eine Erhöhung der Finanzierung im Ostteil der Stadt auf das Niveau des Westteils.

Hintergrund ist die ungleiche Finanzierung von öffentlichen Schulen im Vergleich zu Schulen in freier Trägerschaft. Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft haben freie Schulen im Jahr 2024 nur rund 7.000 Euro pro Schulplatz erhalten, öffentliche Schulen rund 14.000 Euro.

Die Ehrenvorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin, Barbara John, sagte, der Senat „benachteiligt gewollt“ die freien Schulen. Dabei würden diese mehr Schüler aufnehmen, wenn sie das Geld hätten. Sie warnte davor, dass ein Wegfall der freien Schulen den Senat teuer zu stehen käme.

Auch der scheidende pädagogische Vorstand der Evangelischen Schulstiftung Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Frank Olie, forderte: „Bringt den Entwurf vor der Sommerpause in den Senat ein!“ Die parlamentarische Sommerpause beginnt in elf Tagen. Berlins Schulsenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU), sowie die bildungspolitische Sprecherin der SPD, Maja Lasic, hatten Einladungen zu der Kundgebung aus terminlichen Gründen abgesagt.

Olie erklärte zudem, dass die freien Schulen „keinen Cent für Sozialarbeit und Sachkosten wie Mieten, Instandhaltung und Betrieb, Reinigung, Digitalisierung oder IT“ erhalten würden. Er wehrte sich gegen das Image der freien Schulen als Privatschulen: „Wir verstehen uns nicht als Privatschulen, sondern als öffentliche Schulen in freier Trägerschaft - und darum brauchen wir diese Unterstützung.“ Das Land Berlin spare sich pro Jahr 280 Millionen Euro an den rund 40.000 Schülerinnen und Schülern, sagte er.

Eine Schülerin des Campus Berufsbildung teilte ihre Erfahrung mit öffentlichen und freien Schulen. Das Wechseln zu einem freien Träger sei „kein Luxus, sondern Befreiung“ gewesen, sagte sie. Sie habe auf der freien Schule mehr Individualismus und Förderung erfahren. Ihrer Ansicht nach würden Schülerinnen und Schüler nicht aus elitären Gründen freie Schulen besuchen, sondern „weil sie vom öffentlichen System fallen gelassen wurden“.

Die freien Schulen erheben in der Regel ein Schulgeld. Manche Träger passen die Höhe des Schulgelds an das Einkommen der Eltern an, andere erheben einen pauschalen Betrag. Auch Härtefälle werden berücksichtigt.

Die AGFS ist der freiwillige Zusammenschluss der Verbände und Träger von Bildungseinrichtungen in freier Trägerschaft. Sie vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von insgesamt 171 allgemeinbildenden Schulen mit rund 41.000 Schülerinnen und Schülern und von 70 beruflichen Schulen mit 14.000 Schülerinnen und Schülern in Berlin.