Das „Lebensbaumprojekt“ des Künstlers Ernst Gamperl wird von Sonnabend an und bis zum 26. April 2026 im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) präsentiert. Die rund 100 Arbeiten des Holzgestalters werden in der Ausstellungsreihe „Contemporary Craft“ gezeigt, wie das Museum mitteilte. Die Holzobjekte wurden aus einer 230 Jahre alten Eiche gestaltet. Der Künstler habe die historische Technik des Drechselns „radikal erneuert und in die Gegenwart geführt“, hieß es.
33 Tonnen schwerer Stamm
Ausgangspunkt für das zehnjährige Kunstprojekt sei ein alter Eichenstamm, der 2008 bei einem Sturm im bayerischen Rott am Inn entwurzelt wurde. Für die Bearbeitung des rund 33 Tonnen schweren Baumes erweiterte Gamperl seine Werkstatt und konstruierte neue Drehmaschinen. Seine Arbeit versteht der Künstler als einen „leisen, forschenden Austausch mit dem Baum“, die den Bäumen innewohnende Kraft und Weisheit bezeichnet er als „Urkraft“. Diese spiegele sich in den archaischen, monumentalen Formen wider, die durch ihre dünnwandigen Körper gleichzeitig filigran wirkten, hieß es. Durch die weitere Bearbeitung der Oberflächen habe jedes Stück einen individuellen Charakter.
Atelier im Allgäu
Die Leidenschaft für das Drechseln entdeckte der 1965 in München geborene Künstler während seiner Ausbildung zum Schreiner. 1990 gründete Gamperl sein erstes eigenes Atelier im Allgäu und legte die Meisterprüfung im Drechslerhandwerk ab. Seine Arbeiten wurden mit dem Bayerischen und Hessischen Staatspreis sowie dem Danner-Preis ausgezeichnet. Sein „Lebensbaumprojekt“ ist bereits im Gewerbemuseum Winterthur, im Korean Craft Museum in Cheongju und im Bayerischen Nationalmuseum München gezeigt worden.
Die Ausstellungsreihe „Contemporary Craft“ stellt seit 2022 die Arbeit bedeutender internationaler Kunsthandwerkerinnen, -handwerker, Künstlerinnen und Künstler vor. Ziel ist es, den Stellenwert und die Sichtbarkeit des Kunsthandwerks zu erhöhen sowie die traditionellen Grenzen zwischen Kunst, Kunsthandwerk und Design zu überwinden.