
Die Pflegeheimkosten in Bremen bleiben nach Angaben des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) bundesweit am höchsten. Die Eigenbeteiligung für stationäre Pflege im kleinsten Bundesland sei innerhalb eines Jahres erneut deutlich gestiegen, berichtete der Verband am Dienstag. Die durchschnittliche monatliche Eigenbeteiligung für neu aufgenommene Pflegebedürftige liege im ersten Jahr des Heimaufenthalts inzwischen bei 3.449 Euro. Das entspreche einem Zuwachs von zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit liege Bremen deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 3.108 Euro.
Etwas günstiger ist die Eigenbeteiligung für einen Heimaufenthalt in Niedersachsen mit 2.785 Euro im Monat. Niedersachsens Diakonie-Chef Hans-Joachim Lenke spricht angesichts der Zahlen dennoch von einem „Alarmzeichen für die Politik“. Die Finanzierung der Pflege müsse auf eine breitere Basis gestellt werden, um die Eigenanteile zu begrenzen: „Deshalb fordern wir, dass alle Einkommensarten bei der Beitragsberechnung einbezogen werden, zum Beispiel Kapitalerträge und Mieteinnahmen“, betonte Lenke. „Ansonsten wird die Pflege für Pflegebedürftige unbezahlbar.“
Die bundesweite durchschnittliche Eigenbeteiligung von 3.108 Euro bedeutet den vdek-Angaben zufolge eine Steigerung um 8,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, als die Eigenanteile im Schnitt noch bei 2.871 Euro lagen. Die vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner erklärte, die Belastung durch Eigenanteile sei in dieser Größenordnung den Bewohnerinnen und Bewohnern von Pflegeheimen nicht mehr zuzumuten.
In Bremen stieg wie in den vergangenen Jahren besonders stark der pflegebedingte Eigenanteil. Er habe in den ersten zwölf Monaten eines Heimaufenthaltes zuletzt bei 2.022 Euro gelegen - ein Plus von 16 Prozent, hieß es. Höhere Personalkosten durch eine Tarifbindung und eine im Vergleich überdurchschnittliche Personalausstattung im kleinsten Bundesland könnten Gründe dafür sein.
„Alle wollen gut bezahltes und ausreichendes Personal in den Pflegeheimen, aber die Rechnung müssen allein die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen zahlen“, sagte Torsten Barenborg, Leiter der Bremer Landesvertretung des vdek. Bei den Investitionskosten für Bau und Instandhaltung liegen die Bremer Heime im Schnitt mit 605 Euro und einem Plus von sieben Prozent bundesweit an zweiter Stelle. Die monatlichen Kosten für Unterkunft und Verpflegung lägen derzeit bei 1.125 Euro, neun Prozent mehr als im Vorjahr.
Die Zuschüsse der Pflegekassen, die je nach Aufenthaltsdauer zwischen 15 und 75 Prozent betragen, sowie die Erhöhung der Pflegeleistungen um 4,5 Prozent seit Anfang 2025 reichen dem Verband zufolge nicht aus, um den Kostenanstieg abzufedern. Der vdek verlangt daher, dass die Investitionskosten in den Heimen von den Ländern übernommen werden. Die Ausbildungskosten müssten vom Bund finanziert werden. Darüber hinaus werde die Pflege in Zukunft nur bezahlbar bleiben, wenn eine grundlegende Finanzreform der Pflegeversicherung greife.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert eine Deckelung der Eigenanteile und stärkere Kostenbeteiligung der Länder. „Während die schwarzrote Koalition die Pflegereform in eine Bund-Länder-Kommission abschiebt, ersticken die 800.000 Pflegeheimbewohner unter der Kostenlawine“, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“. Es sei „überfällig, dass die reinen Pflegekosten auf 1000 Euro gedeckelt werden“.