"Geradlinig, wie Helmut Kohl war"
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Grab des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl
Grabmal aus Sandstein in Speyer erinnert an den Altkanzler

Nach langem Streit ist die Ruhestätte von Helmut Kohl fertiggestaltet: Im Zentrum steht ein Grabmal. „Es ist genau, was ich mir für meinen Mann vorgestellt habe“, sagt die Witwe Maike Kohl-Richter. „Ich bin mir sicher, es würde ihm auch gefallen.“

Speyer (epd). Mächtig und schlicht steht das Grabmal aus hellgelben Sandstein da. „Kanzler der Einheit“ und „Ehrenbürger Europas“ steht dort von Hand eingemeißelt. Der rund 2,50 Meter hohe Stein steht auf einem schwarzen Sockel in einem Steinfeld. Davor grenzen niedrige Sträucher den Fußgängerweg ab, der durch den Speyerer Adenauerpark führt. Das Grab von Altkanzler Helmut Kohl (1930-2017) ist nun fertiggestaltet - und damit könnte auch ein achtjähriger Streit der Witwe Maike Kohl-Richter und der Angehörigen um das unfertige Grab enden.

„Ganz schön groß“, sinniert Martin Roßkopf, der am Morgen nach der Enthüllung mit seinem Hund an dem Grab vorbeiläuft. Der Sohn des ehemaligen Speyerer Oberbürgermeisters Christian Roßkopf scheint nicht wirklich überzeugt davon zu sein, was er sieht. Auch Sonja Kamb ist reserviert: „Der Stein ist geradlinig, wie Kohl war“ kommentiert die Speyerin, die über den Lions-Club den früheren Bundeskanzler selbst traf. „Ich hätte mir mehr Grün gewünscht.“

Kohl wäre gerne im Kaiserdom bestattet worden

Hoffentlich sei das skurrile Hin und Her um Kohls letzte Ruhestätte nun zu Ende, sagt Kamb: „Das war ganz schlimm.“ Ein offenes Geheimnis sei es in der Domstadt, dass Kohl gerne im Kaiserdom bestattet worden wäre. „Das geht gar nicht, der Dom ist nur für Kaiser, Könige und Bischöfe da“, findet Kamb.

Seit September war Kohls Grab im Auftrag seiner Witwe Kohl-Richter umgestaltet worden. Dieses habe nun „nicht mehr den Charakter eines klassischen Grabes, sondern eines Denkmals“, schreibt diese in einer Erklärung auf der Internetseite der Helmut-Kohl-Stiftung. Das Grabmal auf der Ruhestätte im öffentlichen Adenauerpark am Rande des Friedhofs des Domkapitels erinnert seit Montag an den 2017 im Alter von 87 Jahren verstorbenen Bundeskanzler. Auf dem Stein steht neben dem Namen auch das Geburts- und Sterbedatum.

QR-Code an einem Schild gibt Informationen

Die Sträucher vor dem Steinfeld sollen ein Betreten der Ruhestätte vom vorbeiführenden Fußgängerweg durch den Park verhindern. Eine Hecke aus Zypressen und ein Zaun markieren die Grenze zum Domkapitel-Friedhof. Rechts daneben steht eine Sitzbank aus Sandstein, ein QR-Code an einem Schild gibt Informationen zu Leben und Werk Kohls.

Das Grabmal aus heimischem Sandstein „strahlt machtvolle und kraftvolle Ruhe aus, Würde und Erhabenheit, Offenheit und Freundlichkeit“, heißt es in Kohl-Richters Erklärung. Das Denkmal sei nicht unnahbar, verlange aber vom Betrachter doch Respekt und Abstand. „Es ist genau, was ich mir für meinen Mann vorgestellt habe“, so die Kohl-Witwe. „Ich bin mir sicher, es würde ihm auch gefallen.“

Streit sorgte für viel Unverständnis

Das verwitternde Holzkreuz und ein Zaun sind nun entfernt, die Ruhestätte war während der Grabumgestaltung durch einen Sichtschutz verhüllt worden. Der Zustand des Kohl-Grabes hatte in der Vergangenheit für Diskussionen gesorgt: Kritiker wie die beiden Kohl-Söhne Walter und Peter warfen der Witwe Kohl-Richter als Nachlassverwalterin vor, sich nicht angemessen um das Grab zu kümmern. Die Grabstätte sei „beschämend, absurd und unwürdig“ für den ehemaligen Kanzler, CDU-Vorsitzenden und europäischen Staatsmann, kritisierte Walter Kohl. Ein Streit zwischen der Stadt Speyer und dem Bistum Speyer mit der Kohl-Witwe über die Grabgestaltung und den Betrieb einer Überwachungskamera sorgte zudem für viel Unverständnis.

Zuletzt hatten die Stadt Speyer und das Bistum Speyer die Kohl-Witwe wiederholt aufgefordert, für eine „finale Gestaltung“ des Grabes zu sorgen. Man maße sich nicht an, über die fertiggestellte Grabanlage zu urteilten, teilte die Stadt Speyer nun mit. Dies sei eine private Angelegenheit der Familie. Auch das Bistum Speyer wollte sich dazu nicht äußern.

Am 1. Juli 2017 war der CDU-Politiker Helmut Kohl, der von 1982 bis 1998 Bundeskanzler war, nach einer Trauerfeier im Speyerer Dom unter der Teilnahme von Staatsgästen aus aller Welt bestattet worden. Dessen Söhne hätten ihn lieber im Familiengrab in Ludwigshafen-Friesenheim bestattet gesehen, wo auch seine erste Ehefrau Hannelore begraben liegt.

Homepage der Helmut-Kohl-Stiftung e.V.: www.helmut-kohl.de

Von Alexander Lang (epd)