Der heimliche Star des Magdeburger Dommuseums Ottonianum erstrahlt völlig neu: Das goldene Löwenköpfchen hat im Ausstellungsbereich zu den Magdeburger Erzbischöfen eine komplett neu gestaltete Präsentation erhalten. „Die Initiative für die grundhafte Umgestaltung der Ausstellung ging vom Förderverein Magdeburger Dommuseum aus“, sagte die Kuratorin des Dommuseums, Ulrike Theisen, am Donnerstag in Magdeburg. Damit sei das wertvolle mittelalterliche Kleinod jetzt noch besser zu erleben. Es werde in seiner samtrot ausgeschlagenen Vitrine direkt angestrahlt und ziehe so in der abgedunkelten Erzbischofsbox die Blicke der Besucher förmlich an.
Dank der modernen Visualisierung könnten die Besucher viel besser verstehen, wie das lediglich zwei Zentimeter große Löwenköpfchen wohl im frühen 12. Jahrhundert zur Zierde am Ende der Krümme eines Bischofsstabes gefunkelt hatte. Auf einigen bronzenen Grabplatten von Magdeburger Erzbischöfen im Magdeburger Dom seien ganz ähnliche Verzierungen an den Krümmen der Bischofsstäbe zu sehen, sagte Theisen. Deshalb sei beispielhaft eine lebensgroße Schwarz-Weiß-Zeichnung der Grabplatte von Erzbischof Friedrich von Wettin (1142-1152) gewählt und als Druck in die Ausstellung eingefügt worden. Darauf seien nun „farblich abgesetzt der hölzerne Bischofsstab, die Krümme aus Elfenbein und das Löwenköpfchen aus Gold zu sehen“, ergänzte Theisen.
Bei Forschungsgrabungen entdeckt
Nach Auskunft des Archäologen Rainer Kuhn, der zugleich zweiter Vorstandsvorsitzender des Fördervereins ist, wurde das Kleinod von seinem Team am 16. April 2009 bei Forschungsgrabungen im Magdeburger Dom entdeckt. Es habe im nördlichen von drei beräumten Gräbern aus dem Vorgängerbau des heutigen Doms gelegen. Das goldene Löwenköpfchen wurde in der untersten Schicht, etwa zweieinhalb Meter unter dem Niveau des Domfußbodens im 12. Jahrhundert, freigelegt.
Das Löwenköpfchen ist trotz seiner geringen Größe auffallend plastisch gestaltet. Der Kopf besteht aus massivem Gold und zeigt geradezu freundliche Gesichtszüge, erläuterte Kuratorin Theisen. Mit der wallenden Mähne und seiner sehr detailreichen Ausführung sei es ein ganz besonderes Schmuckstück für das 12. Jahrhundert.
Museum im historischen Bankgebäude
Das Dommuseum Ottonianum Magdeburg wurde im November 2018 in einem historischen Bankgebäude eröffnet. Die Ausstellung zeigt hunderte Objekte aus archäologischen Grabungen vom Domplatz und aus dem Dom. So wird die Geschichte der Kirchenbauten vom 10. bis 16. Jahrhundert anschaulich präsentiert. Zur Ausstellung zählen zudem originale Steinskulpturen aus dem Dom, moderne Computervisualisierungen sowie aufwändige 3D-Drucke historischer Objekte.