
Mit einem Festakt ist am Sonntag die erweiterte „Euthanasie“-Gedenkstätte in Lüneburg neu eröffnet worden. Im Dokumentationszentrum informiert fortan eine neue Dauerausstellung über die Krankenmorde, die dort in der NS-Zeit verübt wurden, wie die Gedenkstätte am Sonntag mitteilte. An dem Festakt nahmen zahlreiche Politiker und mehr als 50 Angehörige von „Euthanasie“-Opfern aus dem In- und Ausland teil.
„Nie wieder darf Menschenleben als 'unwert' gelten“, erklärte Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) laut Mitteilung seiner Behörde. Die neue Ausstellung vermittle, „warum es niemals auch nur gedanklich eine Aberkennung der Menschenwürde geben darf.“ Sie zeige, „wie sich perfide Ideen gezielt gegen die Schwächsten richteten - gegen erkrankte und behinderte Frauen, Männer und Kinder“.
Für den Staatsminister nahm Maria Bering von der Abteilung „Erinnerungskultur“ des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien am Festakt teil. Unter den Gästen waren auch Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) und Landtagspräsidentin Hanna Naber (SPD).
Die Neukonzeption der 2004 gegründeten Gedenkstätte wurde jeweils zur Hälfte von Bund und Land finanziert. Das Dokumentationszentrum auf dem Gelände der heutigen Psychiatrischen Klinik Lüneburg wurde seit 2022 für rund 1,5 Millionen Euro grundlegend umgestaltet. Die neue Dauerausstellung beleuchtet das Denken, das die Morde vorbereitete, das Handeln der Täter und die Lebensgeschichten der Opfer.
In den 1940er Jahren war das Klinikgelände Schauplatz monströser Verbrechen. Insgesamt sind bisher rund 2.000 Krankenmorde aus der einstigen „Heil- und Pflegeanstalt“ und dem Städtischen Krankenhaus in Lüneburg dokumentiert. Mehr als 800 Patienten starben an mangelnder Versorgung, weitere wurden an andere Orte verlegt, um ihnen dort das Leben zu nehmen. Von rund 300 ausländischen Erkrankten, die in Lüneburg der „Euthanasie“ zum Opfer fielen, waren nach Angaben der Gedenkstätte polnische Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter die größte Gruppe.
Gedenkstätten-Leiterin Carola Rudnick hob die Einbeziehung von Angehörigen in der Ausstellung hervor: „Bis vor einigen Jahren kam die Aufarbeitung der 'Euthanasie' völlig ohne Angehörige aus. Wir haben inzwischen Kontakt zu 350 Familien, weit über 100 Lebensgeschichten von Opfern sind in die Dokumentation eingeflossen.“ Die digitalen Informationen würden regelmäßig aktualisiert. „Die Ausstellung wird daher nie abgeschlossen sein.“