
Eine Ausstellung im Göttinger Günter Grass Archiv zeigt ab dem 19. Oktober Zeichnungen und Texte des Literaturnobelpreisträgers, die in der indischen Großstadt Kolkata (früher: Calcutta oder Kalkutta) entstanden sind. Dort hatte Grass in den 1980er Jahren mehrere Monate verbracht, wie das Archiv am Montag mitteilte. Zeichnend und schreibend habe er dort festgehalten, „was in Europa nur in Form von Statistiken ankommt: Armut und Zerfall, Überlebenswille und Widerstandskraft, die Slums und ihre Bauarten, die Mülllandschaften und ihre Bewohner“.
Rund 20 Jahre später kehrte Grass in die indische Metropole zurück. Er wurde für einige Tage von der indischen Fotografin Dayanitha Singh begleitet. Sie machte dabei Bilder, die Grass’ damalige Motive aufgreifen und variieren. Eine Auswahl dieser Fotografien wird in Göttingen ebenfalls gezeigt. „Die Ausstellung stellt diese beiden Perspektiven - des europäischen Autors und Zeichners und der indischen Fotografin - gegenüber und bringt sie miteinander ins Gespräch“, heißt es in der Ankündigung.
Die Ausstellung wird bis zum 11. Januar gezeigt. Sie geht auf eine Initiative des Göttinger Verlegers Gerhard Steidl zurück, der die Weltrechte am Werk von Grass besitzt. Grass starb am 13. April 2015. Noch im selben Jahr richtete Steidl im ältesten Fachwerkhaus Göttingens das Günter Grass Archiv ein.