Klimakonferenz in Belém: Das sind die wichtigsten Themen
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In Brasilien wird auch über die Umsetzung des Pariser 1,5-Grad-Ziels verhandelt.
Berlin, Belém (epd).

Am 10. November beginnt die 30. UN-Klimakonferenz im brasilianischen Belém. Das sind die wichtigsten Themen:

GELD FÜR ENTWICKLUNGSLÄNDER: Auf der Weltklimakonferenz 2024 in Baku einigten sich die Staaten auf ein neues Klimafinanzierungsziel: Bis 2035 sollen die Industrieländer ihre Unterstützung bei Klimaschutz und Anpassung für Entwicklungsländer auf mindestens 300 Milliarden US-Dollar jährlich steigern. Dieses Ziel ist Teil eines umfassenderen Rahmens, wonach die gesamten Finanzflüsse für Klimavorhaben in Entwicklungsländern bis 2035 auf jährlich mindestens 1,3 Billionen Dollar steigen sollen, inklusive aller Investitionen.

Dieses Jahr soll die sogenannte Baku-to-Belém-Roadmap vorgestellt werden. Der Bericht soll Möglichkeiten aufzeigen, woher die 1,3 Billionen Dollar kommen sollen. Dabei geht es etwa um die Reform von Entwicklungsbanken und Anreize, um mehr privates Kapital in Klimaprojekte zu lenken. Entscheidend ist laut dem Oxfam-Experten Jan Kowalzig, ob der Roadmap konkrete Taten folgen, „oder ob sie als unverbindliches Papier in einer Schublade verstaubt“.

ANPASSUNG: Bei der kommenden Weltklimakonferenz wird die Anpassung an die Folgen des Klimawandels im Mittelpunkt stehen. In Belém soll eine Liste mit rund 100 Indikatoren beschlossen werden, die das sogenannte Global Goal on Adaptation aus dem Pariser Abkommen messbar machen soll. Dabei geht es unter anderem um Wasserversorgung, Gesundheit und Ökosysteme.

Sabine Minninger, Klima-Expertin von „Brot für die Welt“, sieht einen möglichen Streitpunkt bei der Finanzierung. „Die Entwicklungsländer pochen darauf, dass finanzielle Mittel zur Umsetzung in den Indikatoren verankert werden, während die Industriestaaten eher auf 'Hilfe zur Selbsthilfe' setzen, statt auf die volle Übernahme von Verantwortung für die Klimakrise“, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Laut eines aktuellen UN-Berichts besteht eine große Lücke bei der Finanzierung: Die ärmeren Länder bräuchten bis 2035 mehr als 310 Milliarden US-Dollar jährlich für die Anpassung. Im Jahr 2023 haben die reichen Länder jedoch nur 26 Milliarden US-Dollar gezahlt.

KLIMASCHUTZ: Vor zehn Jahren hat sich die Weltgemeinschaft mit dem Pariser Abkommen das Ziel gesetzt, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius im Vergleich zu vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Um dieses Ziel in Reichweite zu halten, muss der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase in den nächsten Jahren deutlich sinken. Doch ausgerechnet hier vermissen Umweltorganisationen bisher Fortschritte. Nur etwa ein Drittel der Vertragsstaaten des Pariser Klimaabkommens hat bislang aktualisierte nationale Klimaschutzpläne vorgelegt. „Das ist so kurz vor einer COP ein katastrophales Zwischenergebnis“, sagte der geschäftsführende Vorstand von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser. Die meisten G20-Länder bleiben säumig, auch die EU hat ihren Beitrag für 2035 noch nicht beschlossen.

Zwar habe sich die Qualität der Klimaschutzpläne, die alle fünf Jahre aktualisiert werden müssen, verbessert, sagte Kaiser, doch die Ambition bleibe unzureichend. UN-Generalsekretär António Guterres warnte angesichts dieser Lücke vor einem Überschreiten des 1,5-Grad-Ziels. Wie die Ambitionslücke geschlossen werden kann, wird eine der zentralen Fragen in Belém.

SCHÄDEN UND VERLUSTE: Auf der vergangenen Klimakonferenz in Baku wurde der Start des Fonds für klimabedingte Schäden und Verluste verkündet. Der Fonds war bereits 2022 im Grundsatz beschlossen worden. 2023 einigten sich die Staaten bei der Klimakonferenz in Dubai auf die Funktionsweise des bei der Weltbank angesiedelten Geldtopfes.

Seitdem hat der Enthusiasmus laut Klima-Expertin Minninger nachgelassen. Zwar seien bisher rund 780 Millionen Dollar eingezahlt worden, aber auf der vergangenen Klimakonferenz gab es wenig neue Zusagen. Die Entwicklungsländer forderten deshalb eine regelmäßige Auffüllung des Fonds sowie einen „Loss and Damage Gap Report“, einen Bericht, der die wissenschaftlichen Bedarfe erfasse. Laut einer Studie werden die Kosten für klimabedingte Schäden und Verluste in Entwicklungs- und Schwellenländern 2030 jährlich bei 400 bis zu 580 Milliarden Dollar liegen.

Von Lena Köpsell (epd)