Präses Latzel besorgt über Lage der Demokratie
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Der rheinische Präses Thorsten Latzel
Wuppertal, Düsseldorf (epd).

Der rheinische Präses Thorsten Latzel hat sich besorgt über die Demokratie in Deutschland geäußert. „Die letzten Wahlkämpfe waren polarisierend“, sagte Latzel der „Westdeutschen Zeitung“. Es sei über Migration in einer Weise geredet worden, „die den Menschen nicht gerecht wird“. Der evangelische Theologe betonte: „Das individuelle Recht auf Asyl steht.“ Es müssen mehr darüber gesprochen werden, wo Integration noch besser gelingen könne. „Und wir müssen menschlich mit Menschen umgehen.“

Der rheinischen Kirche sei es wichtig, Brücken zu bauen, „wo andere Grenzen sehen, etwa bei der Integration von Geflüchteten“, betonte Latzel. Der leitende Geistliche der Evangelischen Kirche im Rheinland verwies auf Angebote wie Sprachkurse, soziale Hilfen oder Begegnungscafés. „Christsein heißt manchmal schlicht, miteinander essen. Rausgehen an andere Orte, nahe bei den Menschen sein“, erklärte er. Zudem gebe es Formate wie „Das Ruhrgebiet spricht“, wo bewusst auch Menschen eingeladen würden, die sehr unterschiedliche Meinungen haben. Evangelische Kirchen hatten dabei im Sommer Bürgerinnen und Bürger eingeladen, Gespräche mit Menschen zu führen, die andere Ansichten zu Themen wie Gerechtigkeit, Politik und Zusammenleben vertreten als sie selbst

Latzel: „Wir sind keine zerrissene Gesellschaft“

Auch wenn er selbst Mails, Anrufe, Briefe „in einem - vorsichtig ausgedrückt - harschen Ton“ erhalte, sei ihm ein sachlicher Austausch wichtig. „Wir sind keine zerrissene Gesellschaft, und wir haben keine Spaltung wie in den Vereinigten Staaten“, betonte Latzel. „Mir ist wichtig, dass es dazu auch nicht kommt.“ Demokratie lebe davon, anderen offen zu begegnen und im konstruktiven Streit gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Auch in den Gemeinden werde viel für gesellschaftlichen Zusammenhalt getan und „Vielfalt selbstverständlich gelebt“, sagte Latzel. Im Chor, in diakonischen Projekten oder bei Gemeindefesten begegne er Menschen, die er sonst nie treffen würde. „Egal, wer du bist, woher du stammst, wie du lebst: Du bist willkommen.“ Auch als kleiner werdende Gemeinschaft werde die Kirche mit Seelsorge und Diakonie „für alle da sein und unseren Beitrag für eine offene, demokratische Gesellschaft leisten“. Besonders das Engagement im Bereich Schule und Bildung sei „eine unerlässliche Investition in unsere Zukunft“, betonte der Präses.