Der Mitgründer des Dortmunder Arbeitskreises gegen Rechtsextremismus, Pfarrer Friedrich Stiller, hält den Einsatz für eine demokratische Gesellschaft heute für wichtiger denn je. „Die AfD erreicht inzwischen ein Viertel der deutschen Wahlbevölkerung und das muss uns beunruhigen“, sagte Stiller dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Arbeitskreis feiert am Samstag im Dortmunder Rathaus sein 20-jähriges Bestehen. Man habe sich kurz nach der Gründung vor allem auf die Nazi-Szene in der Stadt konzentriert, betonte der evangelische Theologe. Das habe sich verändert.
Rechtspopulismus neuer Schwerpunkt
„2018 haben wir einen zweiten Schwerpunkt gesetzt, da der Rechtspopulismus immer stärker wurde“, sagte Stiller. Deshalb gehe es den Mitgliedern nun darum, gegen die AfD und für eine starke Demokratie einzustehen. In den vergangenen 20 Jahren ist der Arbeitskreis stetig gewachsen, auf inzwischen 23 Mitgliedsverbände. Zu den Neueren gehört zum Beispiel die Fanabteilung des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund. Die evangelische Kirche sei von Anfang an dabei. „Wir engagieren uns“, erklärte der Pfarrer, „weil der Rechtsextremismus mit seiner Ideologie der Ungleichwertigkeit einen Angriff auf unseren Glauben und die Gottesebenbildlichkeit eines jeden Menschen darstellt.“
In den vergangenen 20 Jahren habe es einige Wendepunkte gegeben, wie zum Beispiel den Angriff von Neonazis auf eine DGB-Kundgebung 2009. „In dem Jahr haben viele Dortmunder erkannt, dass es in unserer Stadt ein Problem mit Neonazis gab“, sagte Stiller. „Vorher hatten wir den Eindruck, dass wir mit unserer Einschätzung ziemlich alleine waren.“
Es wurden dem Theologen zufolge in den vergangenen zwei Jahrzehnten viele große und kleine Proteste gegen Rechtsextremismus organisiert. „Die Zivilgesellschaft ist damit den Nazis aktiv entgegengetreten“, sagte Stiller. Im Januar 2024 seien 30.000 Menschen zur bisher größten Demonstration des Arbeitskreises gekommen. Das Motto war „Das neue Braun ist Blau“ aus Protest gegen das Treffen der AfD in Potsdam und die Debatte um „Remigration“.
Nazi-Szene nach Ostdeutschland abgewandert
Ein Rückschlag sei 2014 der überraschende Einzug der Rechten in den Dortmunder Rat mit einem Sitz gewesen. Doch bei der Folgewahl 2020 habe der Wortführer der rechtsextremen Szene in Dortmund festgestellt, „dass sie in westdeutschen Städten nicht weiterkommen“, sagte Stiller. Seitdem habe sich die Nazi-Szene in den Osten Deutschlands verlagert.
Für die Zukunft wünscht sich Stiller, die Resilienz der demokratischen Stadtgesellschaft weiter zu stärken: „Die Nazi-Szene war immer sehr isoliert.“ Die rechtspopulistische AfD hingegen erreiche beunruhigend viele Menschen. In den kommenden Jahren wolle man deshalb neue Strukturen schaffen, um noch intensiver mit den Verbänden gegen Rechtsextremismus und für die Stärkung der Demokratie zusammenzuarbeiten, erklärte der Pfarrer.