Das beschlossene Rentenpaket bestärkt nach Auffassung der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen die Geschlechter-Ungerechtigkeit in Deutschland. „Das Rentenpaket bleibt blind für die Lebensrealität von Frauen“, sagte die Verbandsvorsitzende Angelika Waldheuer in Soest. Zwar werde dadurch das Rentenniveau bis 2031 gesetzlich stabilisiert und die Gleichstellung bei Kindererziehungszeiten verbessert. Doch die strukturellen Ursachen der Altersarmut von Frauen blieben weitgehend unangetastet.
So zeigten Forschungen, dass Maßnahmen wie die sogenannte Aktivrente vor allem privilegierten Gruppen zugutekommen. Frauen hingegen arbeiteten im Rentenalter meist aus finanzieller Not in Minijobs und profitierten von Steuerbefreiungen kaum. Auch die Mütterrente III wirke nach dem „Gießkannenprinzip“ und bringe einzelnen Frauen lediglich rund 20 Euro im Monat, lautet die Kritik.
Analyse: Frauen haben im Schnitt 37 Prozent weniger Rente als Männer
Dadurch würden die massiven Nachteile von arbeitenden Frauen durch Erwerbsunterbrechungen und Teilzeit nicht ausgeglichen. „Wer sein Leben lang Kinder erzogen, Angehörige gepflegt und gleichzeitig im Beruf gearbeitet hat, darf im Alter nicht in Armut fallen“, kritisierte Waldheuer. „Die Bundesregierung muss endlich die Arbeit von Frauen als gleichwertig anerkennen.“
Der evangelische Frauenverband verwies zudem auf eine Analyse des Deutschen Frauenrats, wonach Frauen im Schnitt 37 Prozent weniger Alterssicherung als Männer beziehen, jede fünfte Rentnerin ist armutsgefährdet. „Die Rente einer Frau ist die Summe politischer Versäumnisse“, sagte die Geschäftsführerin der Frauenhilfe, Pfarrerin Birgit Reiche und forderte: „Es braucht eine armutsfeste Grundrente und ein Ende der Fehlanreize wie das Ehegattensplitting, das Frauen in Teilzeit und Minijobs drängt.“