
Die evangelische Pfadfinderschaft appelliert an die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und ihre 20 Gliedkirchen, den Jugendverband trotz ihres Spardrucks auch künftig zu unterstützen. Für eine gute Jugendarbeit in den rund 600 Ortsgruppen des Verbands Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) seien neben Zuschüssen vor allem auch Räume in den Kirchengemeinden nötig, sagte Geschäftsführer Till Strang dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Räume für die Jugendarbeit schwinden, das ist ein Problem.“
Durch Kürzungen von Finanzmitteln seien jahrzehntelang gewachsene Strukturen des evangelischen Jugendverbands gefährdet, sagte Strang. Zudem werde es immer schwieriger, junge Menschen für die Leitung von Pfadfindergruppen zu gewinnen. Nötig sei daher ein Mentoring-Programm, das jüngere und ältere Ehrenamtliche bei ihren Leitungsaufgaben unterstützt. Im VCP sind nach eigenen Angaben bundesweit mehr als 21.000 Mädchen und Jungen, Frauen und Männer aktiv.
Strang kritisierte, die Kirche nehme junge Menschen oft nicht in den Blick. „Wir brauchen gute Angebote für sie.“ Gerade die evangelischen Pfadfinder und Pfadfinder identifizierten sich mit der Kirche. „Sie werden auch Kirchensteuerzahler sein.“
Anders als viele Jugendverbände oder Vereine wachse der VCP, sagte Strang, der mehrere Jahre den Landesverband Rheinland-Pfalz/Saar leitete. Im vergangenen Jahr sei die Mitgliederzahl um 1,8 Prozent auf 21.700 gestiegen. Evangelisches Pfadfinden sei für viele Kinder und Jugendliche sowie deren Familien attraktiv. Jeder könne sich unabhängig von seiner Herkunft, Religion oder seinen Talenten einbringen und habe seinen Platz. Pfadfinder erproben nach Strangs Worten in ihren Gruppen auch das demokratische Zusammenleben und erfahren, „dass ihre Stimme einen Wert hat“.
Der VCP habe auf seiner jüngsten Bundesversammlung auch ein neues jugendpolitisches Konzept beschlossen, erklärte Strang. Ziel sei, das politische Engagement der Mitglieder zu stärken und politische Bildung fest im Verband zu verankern. Immer mehr Kinder und ihre Familien seien von Armut betroffen, für sie wolle man ein Fürsprecher sein. Von Aktivitäten der Pfadfinder wie Freizeiten oder Zeltlagern sei niemand ausgeschlossen, so gebe es Beitragsermäßigungen oder auch eine Beitragsbefreiung für bedürftige Mitglieder.
Für den Herbst kündigte der VCP-Generalsekretär die Präsentation einer unabhängigen Studie zu sexuellem Missbrauch im Verband in der Zeit von 1973 bis 2020 an. Als ein Ort der Jugendarbeit wolle man „noch sicherer sein“, sagte Strang. Ihre wichtigsten Aufgaben sieht die evangelische Pfadfinderschaft in der Erziehung von Kindern und Jugendlichen auf christlicher Basis zu Toleranz, Demokratie, Frieden, Internationalität sowie im Schutz von Natur und Umwelt.