
NRW-Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU) plant zusätzliche Lernstandserhebungen an den Schulen. Neben den bisherigen Vergleichsarbeiten VERA in der 3. und 8. Klasse sollen künftig die Lernstände der Schülerinnen und Schüler auch in den Klassen 2, 5 und 7 mit Tests erfasst werden, wie die Ministerin in Düsseldorf ankündigte. Eine systematische Analyse der zusätzlichen Daten könne den Lehrkräften helfen, ihre Schülerinnen und Schüler künftig passgenauer zu fördern. Die SPD und die Gewerkschaft lehrer nrw kritisierten die Pläne.
Die „Strategie für eine datengestützte Qualitätsentwicklung an Schulen“ sei eine Reaktion auf die Ergebnisse der jüngsten Schulleistungsstudien wie den IQB-Bildungstrends, hieß es. Diese zeigten, „dass ein erheblicher Teil unserer Schülerinnen und Schüler nicht die Bildungserfolge erzielt, die wir uns wünschen“, sagte Feller. So sei unter anderem herausgekommen, dass rund ein Viertel der Schülerinnen und Schüler in NRW die Mindeststandards im Lesen, Schreiben, Zuhören und Rechnen verfehlt.
Die neue Lernstandserhebung in Klasse 5 soll zum Schuljahr 2026/27 zunächst als Pilotprojekt und dann spätestens zum Schuljahr 2028/29 verbindlich eingeführt werden. Die Pilotierung der neuen Lernstandserhebungen in den Klassen 2 und 7 ist für das Schuljahr 2028/29 geplant, die verbindliche Einführung dann für das Schuljahr 2029/30. Die zusätzlichen Vergleichstests sind Teil des Maßnahmenpakets „Schulkompass 2030“. Dieser umfasst unter anderem auch die flächendeckende Einführung von Zielvereinbarungen zwischen Schulaufsicht und Schulleitungen aller Schulen.
Kritik an den Plänen der Bildungsministerin kamen von der SPD und der Gewerkschaft lehrer nrw. „Zusätzlicher Druck alleine durch zusätzliche Prüfungen führt sicher nicht dazu, dass Lernrückstände aufgeholt werden“, erklärte Dilek Engin, schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Landtag. Wenn Schülerinnen und Schüler gezielte Förderungen brauchten, dann seien vielmehr zusätzliche Materialien und vor allem Zeitfenster dafür nötig. „Auch die Lehrkräfte brauchen mehr Zeit für echte pädagogische Arbeit.“
Der Verband lehrer nrw befürchtet zusätzliche Belastungen für Lehrerinnen und Lehrer. Auch wenn bei den zusätzlichen Lernstanderhebungen digitale Prüfungsformate und Auswertungstools angestrebt würden, bedeute das einen erheblichen Mehraufwand für die Lehrkräfte, zumal diese aus den Ergebnissen ja dann auch Maßnahmen für ihren Unterricht entwickeln sollten, kritisierte der Verbandsvorsitzende Sven Christoffer. „Wie soll das funktionieren ohne zusätzliche Ressourcen?“ Notwendige Voraussetzung für mehr Bildungsqualität seien vielmehr kleinere Klassen, weniger Unterrichtsausfall, mehr Zeit für individuelle Förderung sowie mehr Fachpersonal.