
Lehrerinnen und Lehrer in Nordrhein-Westfalen sind einer Umfrage zufolge nicht zufrieden mit den Rahmenbedingungen der Inklusion an Schulen. Nur 18 Prozent halten den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung unter den aktuellen Rahmenbedingungen für sinnvoll, ergibt eine veröffentlichte Umfrage des Verbands. Die grundsätzliche Einstellung zur Inklusion sei deutlich positiver: 64 Prozent der Befragten fänden den gemeinsamen Unterricht sinnvoll. Das NRW-Schulministerium verwies auf die Investitionen des Landes in Inklusion und weitere geplante Schritte.
„Während die Zustimmung zur Inklusion wächst, wächst der Frust über unzureichende Bedingungen ebenso“, erklärte die NRW-Landesvorsitzende des VBE, Anne Deimel. Mit einer grundsätzliche positiven Einstellung zur Inklusion von 64 Prozent der Lehrkräfte liege der Wert in NRW aktuell deutlich über dem der vorangegangenen Befragung von 2020 (57 Prozent).
Die Lehrkräfte stünden im Alltag allerdings oft ohne die nötige Unterstützung da, betonte Diemel. Die Rahmenbedingungen reichten vielerorts nicht aus. So nannten die Lehrkräfte Faktoren wie etwa fehlendes Fachpersonal, zu wenige Inklusions-Schulungen und zu große Klassen als Mängel. 46 Prozent der Befragten erklärten, dass ihre Schule nicht barrierefrei sei. Vier von fünf Befragten zeigen sich unzufrieden mit der Inklusionspolitik der schwarz-grünen Landesregierung. „Wer Inklusion ernst nimmt, muss den Schulen endlich geben, was sie brauchen: ausreichend sonderpädagogische Expertise, kleinere Lerngruppen, Räume, Qualifizierung und Zeit“, forderte die Gewerkschafterin.
Das NRW-Schulministerium verwies auf die knapp 4.300 Stellen für Gemeinsames Lernen und 3.000 Stellen für sozialpädagogische Fachkräfte an Grundschulen sowie die 10.100 Stellen in der Sekundarstufe I, die für die Inklusion vorgesehen seien. Die Zahl sei in den vergangenen Jahren deutlich aufgestockt worden. Zur weiteren Unterstützung der Schulen würden noch in diesem Jahr sogenannte Musterinklusionskonzepte bereitgestellt. Damit solle einerseits Entlastung geschaffen und andererseits mehr Orientierung gegeben werden. Auch finanziell unterstütze das Land die Kommunen. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf steige.
Ab August solle zudem eine Neustrukturierung der Feststellungsverfahren für den Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung in den Bezirksregierungen Arnsberg und Münster getestet werden, hieß es. Das Feststellungsverfahren solle standardisiert und verschlankt werden, um personelle Ressourcen freizusetzen. Diese könnten die Schulen für die Weiterentwicklung der individuellen Förderung und für das Gemeinsame Lernen nutzen.
Die SPD im NRW-Landtag forderte von der Landesregierung, den im Koalitionsvertrag groß angekündigten Aktionsplan Inklusion vorzulegen. 2022 habe die Koalition darin etwa die Schaffung von Funktionsstellen Inklusion in erweiterten Schulleitungen und eine Stärkung der multiprofessionellen Teams angekündigt, erklärte die schulpolitische Sprecherin der Fraktion, Dilek Engin. Zudem seien mehr Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel in NRW nötig.
Laut der VBE-Umfrage sind die Klassen in NRW mit durchschnittlich 21 Schülerinnen und Schülern überdurchschnittlich groß (bundesweit 19,4) und es gibt überdurchschnittlich viele Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf (4,5 pro Klasse in NRW und 4,0 im Bundesschnitt).
Für die Studie wurden laut VBE im März und April 2025 insgesamt 2.737 Lehrkräfte in Deutschland befragt, darunter 518 in NRW. 289 von ihnen würden unterrichten derzeit in inklusiven Klassen.