Ulmer Münster hat weiterhin «höchste Priorität»
Ulm Münsterturm
Ulmer Münster: Seit 1890 mit 161 Meter der höchste Kirchturm der Welt.
Ulm (epd)

Die Stadt Ulm will nicht durch bauliche Maßnahmen den Höhenrekord des Münsterturms bewahren. Mit gut 161 Metern steht in Ulm der weltweit höchste Kirchturm. Allerdings verliert er diesen Rekord im nächsten Jahr an einen Turm der Kirche Familia Sagrada in Barcelona, der 172 Meter hoch sein wird. Der Verlust dieses Alleinstellungsmerkmals beschäftige zwar die Stadt, was zu Anfragen von Bürgern führe, ob der Münsterturm durch eine Antenne oder andere statische Maßnahmen auf eine neue Rekordhöhe aufgestockt werden könnte, sagte der Ulmer Oberbürgermeister Martin Ansbacher (SPD) in einem epd-Gespräch. Das stehe jedoch für die Stadt «überhaupt nicht zur Debatte». Die Stadt und er selbst als Oberbürgermeister gingen damit sehr entspannt um. Denn das Münster, für das die Stadt als kirchlichem Gebäude keine direkte Einflussmöglichkeit habe, sollte nicht auf irgendeinen Rekord reduziert werden, betonte Ansbacher.

Das Münster habe vielmehr eine «immense Bedeutung» für die Stadt. Diese größte protestantische Kirche in Deutschland sei über ihre touristische Bedeutung hinaus ein «Identifikationspunkt» für alle Ulmer Bürger. Denn das Münster sei als eine Bürgerkirche entstanden und bis heute geblieben. Diese Kirche sei ein allgemeiner Versammlungsraum ohne Hemmschwellen und über alle konfessionellen und weltanschaulichen Grenzen hinweg, aber auch eine «Ruhe-Insel für die Menschen im Alltagsgetriebe der Stadt». Deshalb bleibe das Münster für die Stadt in der «absoluten Priorität», es gebe auch angesichts einer angespannteren Finanzlage keinerlei Ideen, dass an der Unterstützung der Stadt für das Münster in irgendeiner Form gerüttelt werde, bekräftigte der Oberbürgermeister.

Anlässlich des 650. Münsterjubiläums 2027 ist eine umfassende Bestandsaufnahme und Analyse geplant, kündigte Ansbacher an. Dabei solle herausgearbeitet werden, welche Bedeutung das Münster für die Stadtgesellschaft insgesamt hat. Das Münster besuchen im Jahr über eine Million Menschen - zur Besichtigung, zu Gottesdiensten und persönlicher Andacht.

Anfang nächsten Jahres werden die Besucher jedoch vor verschlossenen Kirchentüren stehen: Das Münster werde für sechs bis acht Wochen gesperrt, weil ein 25 Meter hohes und 18 Meter breites Großgerüst in das Kirchenschiff einzieht, wie die Leiterin des Besucherdienstes am Münster, Iris Ettrich, in einem epd-Gespräch sagte. Damit sollen Beschädigungen am Gewölbe beseitigt werden. Der Münsterturm bleibe jedoch auch während der Bauphase zugänglich. Die Öffnungszeiten für die derzeit höchste Besucherplattform in 102 Metern Höhe solle sogar um 3 Stunden auf 18 Uhr (im Winter auf 17 Uhr) erweitert werden. 

 

(epd)