Das Ergebnis der Wahl zur Synode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg vom 30. Dezember muss korrigiert werden. Aufgrund eines «technischen Übertragungsfehlers» im Rems-Murr-Kreis seien nicht die korrekten Stimmenzahlen übermittelt worden, teilte die Landeskirche in Stuttgart drei Tage nach der Wahl mit. Nach der Korrektur liegen nun die beiden stärksten Gesprächskreise - die theologisch konservative «Lebendige Gemeinde» und die theologisch liberale «Offene Kirche» - mit jeweils 31 Sitzen gleichauf.
Der CDU-Landtagsabgeordnete Christian Gehring («Lebendige Gemeinde»), religionspolitischer Sprecher seiner Fraktion, hat es nun doch ins Kirchenparlament geschafft. Dagegen verliert Gerhard Rall von der Mitte-Gruppierung «Evangelium und Kirche» das Mandat, das ihm noch am Sonntagabend zugesprochen war. Seine Gruppe fällt nun auf 10 Sitze zurück. Die Reforminitiative «Kirche für morgen» bekommt 18 Sitze.
«Lebendige Gemeinde» behält Sperrminorität
Am Tag nach der Wahl gingen Kirche und Gesprächskreise noch davon aus, dass die «Offene Kirche» mit einem Sitz Vorsprung die stärkste Gruppe in der Synode sein würde. Die Korrektur des Ergebnisses hat zur Folge, dass sich die gleichauf liegende «Lebendige Gemeinde» und die «Offene Kirche» darauf verständigen müssen, wer den Vorsitz in der Synode übernimmt. Üblicherweise besetzt der stärkste Gesprächskreis dieses Amt. Außerdem hat die «Lebendige Gemeinde» nun wieder eine Sperrminorität bei Entscheidungen, die eine Zwei-Drittel-Mehrheit erfordern. Damit hatte sie im Oktober die Einführung einer Trauung für gleichgeschlechtliche Paare verhindert.
Rund 390.000 Mitglieder der Evangelischen Landeskirche in Württemberg hatten am ersten Advent ihre Vertretungen in den Kirchengemeinderäten vor Ort sowie in der Landessynode, der gesetzgebenden Versammlung der Landeskirche, gewählt. Die Synode leitet laut Kirchenverfassung gemeinsam mit dem Landesbischof und dem Oberkirchenrat die Landeskirche, entscheidet über die Verwendung der Kirchensteuern, beschließt Gesetze und wählt bei Bedarf einen neuen Landesbischof oder eine -bischöfin. In Württemberg gehören rund 1,7 Millionen Menschen der Landeskirche an.