Kirchenwahl Württemberg
Stiftskirche stuttgart
Die Stiftskirche ist die Hauptkirche der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.
Zwei Drittel der Synodalen neu
Stuttgart (epd)

Bei der Wahl zur 17. Synode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg liegt der theologisch liberale Gesprächskreis «Offene Kirche» (Ok) mit 31 Sitzen nur eine Stimme vor dem theologisch konservativen Gesprächskreis «Lebendige Gemeinde» mit 30 Sitzen. Damit ist die Sitzverteilung im Kirchenparlament zwischen den beiden großen Gesprächskreisen ähnlich wie in der letzten Synode, wie aus den vorläufigen amtlichen Endergebnissen hervorgeht. Bei der Wahl 2019 erhielten beide Gesprächskreise jeweils 31 Sitze.

Rund 390.000 Mitglieder der Evangelischen Landeskirche in Württemberg haben am 1. Advent ihre Vertretungen in den Kirchengemeinderäten vor Ort sowie in der Landessynode, der gesetzgebenden Versammlung der Landeskirche, gewählt. Die Wahlbeteiligung lag bei 22,43 Prozent. Zwei Drittel der Synodalen sind neu, 43 Prozent sind Frauen. Bei der Wahl waren knapp 10.000 Ehrenamtliche im Einsatz.

Ziel der «Offenen Kirche» ist eine Trauung für homosexuelle Paare

«Wir freuen uns sehr, dass wir stärkster Gesprächskreis geworden sind», sagte Ruth Bauer, Gesprächskreisleiterin der «Offenen Kirche» am Montag. Ihr Ziel sei, dass nach dem «beschämenden Nichtbeschluss im Herbst» bald nicht nur eine Segnung, sondern eine Trauung für homosexuelle Paare möglich sei. Außerdem wolle man sich in den kommenden sechs Jahren unter anderem dafür einsetzen, dass Kirche weiter beim Klimaschutz mit gutem Beispiel vorangehe und für Demokratie einstehe.

Friedemann Kuttler, Vorsitzender der «ChristusBewegung Lebendige Gemeinde», sagte, man sei sehr dankbar für das starke Ergebnis. Auch wenn man nicht die stärkste Kraft sei, sei es ein Signal, dass viele Wählerinnen und Wähler sich eine Kirche wünschten, die strukturell und geistlich neu ausgerichtet sei. In der neuen Synode wolle man die Gemeinden vor Ort und das Ehrenamt stärken.

«Kirche für morgen» gewinnt am meisten Stimmen dazu im Vergleich zu 2019

   Die Reforminitiative «Kirche für morgen» erhielt mit 18 Sitzen sechs Mandate mehr als bei der Wahl 2019 und ist damit zum zweiten Mal in Folge Wahlgewinner. Die Mitte-Gruppierung «Evangelium und Kirche» kommt auf 11 Sitze und verlor damit fünf Sitze im Vergleich zur Wahl von 2019.

Marion Blessing, Gesprächskreisleiterin von «Kirche für morgen» sagte, sie habe den Eindruck, die Themen von «Kirche für morgen» sprächen die Menschen an. Dem Gesprächskreis sei wichtig, Raum für neue Formen von Kirche zu schaffen, sowie starke Jugendarbeit zu ermöglichen und Hierarchien und Bürokratie abzubauen.

Friedrich July, stellvertretender Vorsitzender von «Evangelium und Kirche» sagte, man habe sich als Gesprächskreis ein anderes Resultat gewünscht, habe aber das Ziel erreicht, zweistellig zu bleiben. Für die nächste Kirchenwahl sprach er sich dafür aus, das Prinzip der sehr aufwendigen Urwahl zu überdenken.

Die konstituierende Sitzung der 17. Landessynode findet am 28. Februar 2026 statt

Für die württembergische Landessynode stellten sich in 15 Wahlkreisen 159 Personen zur Wahl. Daraus wurden insgesamt 60 Laien und 30 Theologinnen und Theologen im kirchlichen Dienst ins Kirchenparlament für einen Zeitraum von sechs Jahren gewählt. Die konstituierende Sitzung der 17. Landessynode wird am 28. Februar 2026 stattfinden.

Die Synode leitet laut Kirchenverfassung gemeinsam mit dem Landesbischof und dem Oberkirchenrat die Landeskirche, entscheidet über die Verwendung der Kirchensteuern, beschließt Gesetze und wählt bei Bedarf einen neuen Landesbischof oder eine -bischöfin. In Württemberg gehören rund 1,7 Millionen Menschen der Landeskirche an.

Die Landessynode wird von Kirchenmitgliedern ab 14 Jahren gewählt. Damit ist die württembergische Landeskirche die einzige innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die nach dem Prinzip der Urwahl ihre Mitglieder in das Kirchenparlament wählt. In anderen Landeskirchen bestimmen Gremien, zum Beispiel Kirchenvorstände, über die Zusammensetzung der Synode.

Von Judith Kubitscheck (epd)