Illegale Drogen im Thüringer Straßenverkauf weisen oftmals gefährlich hohe Konzentrationen auf. Das ergaben Untersuchungen von 2024 im Rahmen des landeseigenen Pilotprojekts Drug-Checking, sagte eine Sprecherin des Thüringer Gesundheitsministeriums dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Erfurt. So enthielten etwa fast 50 Prozent der analysierten Ecstasy-Tabletten mehr als 120 Milligramm des Aufputschmittels Methylendioxyamphetamin.
Auch bei den untersuchten Kokainproben wurden den Angaben zufolge zum Teil hohe Wirkstoffkonzentrationen festgestellt. Diese könnten bei unerwartet hohen Dosierungen ein erhebliches gesundheitliches Risiko darstellen.
Die Wahrscheinlichkeit von Bluthochdruckkrisen, Herzrhythmusstörungen oder im Extremfall Herzinfarkten sei bei hohen Dosen deutlich erhöht. Vor allem für Konsumierende ohne entsprechende Vorerfahrung oder mit bestehenden Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems könne dies schwerwiegende Folgen haben.
Im vergangenen Jahr sind nach Ministeriumsangaben insgesamt 166 Drogen auf ihre genauen Inhaltsstoffe untersucht worden. Die geringste Reinheit wiesen dabei in der Regel pulverförmige Substanzen wie Kokain oder Amphetamin auf. Im Fall von Amphetamin seien zumeist Beimengungen von Koffein nachgewiesen worden.
Bei Kokain stammten die Verunreinigungen überwiegend vom Narkosemittel Lidocain, in selteneren Fällen auch von dem Tierpräparat Levamisol. Dabei handelt es sich um ein in der Veterinärmedizin eingesetztes Medikament gegen Wurmbefall. Es steht im Ruf, den Rauschzustand zu verlängern, kann bei Einnahme durch den Menschen jedoch zu schweren Nebenwirkungen wie Entzündungen der Blutbahnen oder einer Schädigung des Immunsystems führen.
Bei der Untersuchung der Proben ergaben sich laut Ministerium zudem Hinweise darauf, dass synthetische Opioide, darunter Nitazene und verwandte Substanzen, in der Drogenszene zunehmend eine Rolle spielen. Nitazene wirkten ebenso wie das bekanntere Fentanyl um ein Vielfaches stärker als Heroin. Diese Entwicklung könnte darauf zurückzuführen sein, dass der Anbau von Schlafmohn als Grundbestandteil des Heroins in Afghanistan deutlich zurückgegangen sei, hieß es.
Das Programm Drug-Checking untersucht seit 2018 Drogenproben von Konsumenten auf freiwilliger Basis. Ziel der Prüfungen ist es, die Gefahren, die beim Konsum von Substanzen mit einer nicht bekannten Zusammensetzung entstehen können, zu vermindern.
Laut Ministerium war seit dem Start des Programms etwa jede zweite getestete Substanz verunreinigt oder entsprach nicht dem, was die Konsumierenden erwartet hatten. In solchen Fällen verzichteten viele auf den Konsum oder reduzierten die Dosis.
Die Thüringer Gesundheitsbehörden werten dies als einen klaren Hinweis auf den präventiven Nutzen der Drogenprüfungen. Das Projekt schaffe zudem eine wichtige Brücke, um schwer erreichbare Konsumierende in gesundheitsfördernde Maßnahmen einzubinden.
Im vergangenen Jahr starben in Thüringen 49 Menschen an den Folgen ihres Drogenkonsums. Das ist nach Angaben des Landeskriminalamts der höchste Wert seit 2006. Im Vorjahr 2023 wurden im Freistaat 42 Drogentote registriert.