Kultusminister Clemens sieht Trendwende bei Unterrichtsausfall
Dresden (epd).

Das sächsische Kultusministerium sieht beim Unterrichtsausfall die Trendwende geschafft. Drei Monate nach Beginn des Schuljahres 2025/2026 sagte Kultusminister Conrad Clemens (CDU) am Dienstag in Dresden, zum ersten Mal seit zehn Jahren nehme der Unterrichtsausfall ab. Im Mai hatte das Ministerium ein Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung vorgelegt. Die Maßnahmen würden wirken, sagte der Ressortchef.

Im August fielen demnach an sächsischen Schulen planmäßig 3,1 Prozent der Unterrichtsstunden aus. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 3,6 Prozent. Im September lag der Wert bei 3,2 Prozent (Vorjahr: 3,7 Prozent). Die deutlichste Verbesserung gab es nach den Worten von Clemens an den Oberschulen.

Weniger Ausfall, weniger leere Stellen

Zurückgegangen ist demnach auch der außerplanmäßige Unterrichtsausfall etwa durch Krankheit, Fortbildungen oder schulische Veranstaltungen. Dieser sank im August von 3,8 Prozent im Vorjahr auf 3,4 Prozent. Im September waren es noch 5,4 nach zuvor 5,6 Prozent.

Die rechnerische Unterrichtsabsicherung liege über alle Schularten hinweg nun bei über 90 Prozent. An den Grundschulen lag der Wert laut Minister sogar bei 98,8 Prozent.

Laut Clemens hat auch die Zahl der Lehrkräfte zugenommen. Durch Neueinstellungen im Umfang von 1.533 Vollzeitstellen seien derzeit noch 1.154 Lehrkräfte-Stellen unbesetzt. Bereits seit zehn Jahren würden mehr Lehrkräfte eingestellt, als aus dem Schuldienst ausscheiden.

GEW sieht nur kurzfristigen Effekt

Weniger euphorisch als der Kultusminister äußerte sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Deren Landesvorsitzender Burkhard Naumann sagte, für einige Schulen sei der geringere Ausfall in den ersten Monaten des Schuljahres lediglich „ein kurzfristiger Lichtblick“.

Die Maßnahmen des Kultusministeriums sorgten nicht für mehr Lehrkräfte, sondern nur für noch mehr unbezahlte Überstunden. „Der Effekt auf die Unterrichtsabsicherung ist einmalig und keine Trendwende“, sagte Naumann. Das System werde „weiterhin auf Verschleiß gefahren, auf Kosten der Gesundheit der Lehrkräfte und der Bildungsqualität“.

Auch die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Christin Melcher, äußerte sich skeptisch. „Die Bilanz des Kultusministers ist statistische Kosmetik, kein nachhaltiger Fortschritt“, sagte Melcher. Der gesunkene Unterrichtsausfall beruhe vor allem auf Notmaßnahmen wie Abordnungen und fachfremdem Unterricht.

Im Mai hatte Clemens ein Maßnahmenpaket vorgelegt, mit dem er den Unterrichtsausfall in den kommenden Jahren halbieren will. Die Unterrichtsabdeckung lag zu diesem Zeitpunkt in einigen Regionen bei nur 70 Prozent. Die Maßnahmen sind bis zum 31. Juli 2030 befristet.

An Sachsens Schulen lernen aktuell insgesamt 440.414 Schülerinnen und Schüler. Das sind 1.276 mehr als im Vorjahr.

Von Jens Büttner (epd)