Anlässlich des Hitzeaktionstags am Mittwoch hat ein breites Bündnis Forderungen zu gesundheitsbezogenem Hitzeschutz vorgestellt. Hitze sei das größte durch die Klimakrise bedingte Gesundheitsrisiko in Deutschland, erklärte die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) am Dienstag in Berlin. Das Bündnis forderte unter anderem, Hitzeschutz vor Ort verbindlich umzusetzen und ausreichend durch Bund und Länder finanziell und personell zu unterstützen. Zudem sollten Anpassungen durch den Klimawandel bei Investitionen grundsätzlich berücksichtigt werden, hieß es.
Das Bündnis sprach sich auch dafür aus, Hitze als zentrale Herausforderung im Katastrophenschutzplan zu verankern und ein Klimaschutzsofortprogramm zur Einhaltung der gesetzlichen Klimaschutzziele aufzulegen. Der gemeinsamen Initiative von Leistungserbringern, Kostenträgern und Selbstverwaltungsorganen im Gesundheitswesen haben sich den Angaben zufolge mehr als 100 Institutionen und Verbände angeschlossen.
Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt betonte, Hitzewellen gefährdeten Menschenleben. Sie würden zudem „häufiger, länger und intensiver“. Darauf müsse sich die Gesellschaft vorbereiten. „Hitze betrifft alle Menschen, unabhängig von Alter und Vorerkrankungen“, sagte Reinhardt. Dies betonte auch der KLUG-Vorsitzende Martin Herrmann: „Wir als Gesellschaft haben nicht verstanden, wann es gefährlich wird und wie gefährlich es wird.“ So gebe es etwa mehr Tote durch Hitze als durch Verkehrsunfälle.
Die Bundesapothekerkammer warnte, Medikamente könnten bei anhaltend hohen Temperaturen ihre Wirkungen im Körper verändern. „Dann kann eine individuelle Dosisanpassung empfehlenswert sein“, sagte der Präsident der Bundesapothekerkammer, Armin Hoffmann. Eine zu warme Lagerung könne Medikamente unbrauchbar machen. Für Apotheken sei vorgeschrieben, dass Arzneimittel bei höchstens 25 Grad gelagert werden. Einige wenige Arzneimittel gehörten in den Kühlschrank, etwa Insuline. Wurden Medikamente einmal zu warm gelagert, sollten sie auch nach dem Abkühlen nicht mehr eingesetzt werden.
Auch der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen unterstützte die Forderungen. Gerade für ältere und gesundheitlich vorbelastete Menschen würden Hitzewellen eine besonders starke physische wie auch psychische Belastung bedeuten, betonte er.
Ein neues Online-Portal mit Tipps bei Hitze hat das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit bereitgestellt. Es richte sich an alle, die in Kommunen, Kitas, Schulen, Pflegeeinrichtungen oder sozialen Diensten Verantwortung tragen, hieß es. Dort finden sich praktische Handlungsempfehlungen für den Alltag.
Am Dienstagmorgen hatte das Bundesgesundheitsministerium drei neue Hitzeschutzpläne vorgestellt. Damit werde der „Hitzeschutzplan Gesundheit“ um die Bereiche Sport, Apotheke und psychotherapeutische Praxen erweitert, hieß es. Die Pläne seien unter anderem mit der Medizinischen Fakultät Mannheim, der Bundesapothekerkammer, dem Deutschen Olympischen Sportbund und der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit erarbeitet worden.