Teile des Quedlinburger Domschatzes trotz Bauarbeiten zu sehen
Quedlinburg (epd).

Um die Schätze der Quedlinburger Stiftskirche St. Servatius trotz laufender Bauarbeiten zu präsentieren, ist eine Interimsausstellung konzipiert worden. Die Schau „Schatz im Raum“ wurde am Donnerstag im Chorraum der romanischen Basilika eröffnet, wie die Domschatzverwaltung in der Welterbestadt mitteilte. Bis zum 3. März seien „ausgewählte herausragende Exponate des Domschatzes“ zu erleben, sagte Kurator Elmar Egner.

Zugleich werde die Ausstellung „auch Einblicke in jüngste, teils überraschende Forschungsergebnisse zum ursprünglichen Aussehen der Schatzkammer und des Kirchenraumes des 12. Jahrhunderts“ vermitteln, hieß es. Bei den restauratorischen Arbeiten im Kirchenschiff zeigten sich an den Sandsteinfriesen im Obergaden „sehr exquisite farbige Fassungen“ in prächtiger Ausführung, sagte Landeskonservatorin Elisabeth Rüber-Schütte vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. Diese stammten wohl aus dem späten 11. Jahrhundert.

Repräsentationsort der Könige

Die Stiftskirche St. Servatius wurde im frühen 10. Jahrhundert als Pfalzkapelle gegründet und beherbergt die Grablegen von König Heinrich I. (876-936) und seiner Gemahlin Mathilde (896-968). Im Mittelalter war Quedlinburg ein wichtiger Repräsentationsort der Könige und Kaiser. Der mittelalterliche Domschatz umfasst neben Goldschmiede- und Elfenbeinarbeiten auch kunstvolle Reliquienbehälter und historische Handschriften. Nach Ansicht von Sachsen-Anhalts Landesdenkmalpfleger Harald Meller dürften die wertvollen Kleinodien und Reliquienbehälter wohl schon zur Zeit der ottonischen Herrscher im 10. Jahrhundert nach Quedlinburg gekommen sein.

„Hier in Quedlinburg war die ottonische Familie immer wieder zusammengekommen und hatte Hoftage durchgeführt“, sagte Meller. In der Stadt am Rande des Harzes sei Reichsgeschichte geschrieben worden. Ihn würde nicht wundern, wenn bereits Theophanu (960-991), die Gemahlin von Kaiser Otto II. (955-983), einige der Schätze aus dem byzantinischen Kaiserreich nach Quedlinburg gebracht hätte, sagte der Landesdenkmalpfleger. Spätestens mit den Kreuzzügen seien die wertvollen Stücke in die heutige Welterbestadt gelangt, sagte Meller.

30 Millionen investiert

In den vergangenen Jahren seien mehr als 30 Millionen Euro in die Sanierung des Gotteshauses, Erhaltungsarbeiten und Umbauten des Schlosses sowie in den gesamten Stiftberg investiert worden. Die aktuellen Sanierungsarbeiten umfassen auch die beiden Schatzkammern im Innern der Kirche sowie die Neugestaltung der Domschatzausstellung. Neben Eigenmitteln von Stadt und Kirchengemeinde sowie Fördergeldern der Stiftung Deutscher Denkmalschutz fließen auch Förderungen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung in das Sanierungsvorhaben.

Die Sanierungsarbeiten am Quedlinburger Schloss und der Stiftskirche sollen noch bis ins Frühjahr dauern. Die glanzvolle Neueröffnung der Schatzkammer in St. Servatius und des „neuen“ Stiftsberges ist für den 28. März 2026 geplant.

Von Thomas Nawrath (epd)