Der scheidende Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), Hermann Parzinger, sieht die künftige Finanzierung der zahlreichen Museen, Sammlungen und Institute der Stiftung kritisch. Die Situation sei trotz des Mitte März vereinbarten Finanzierungsabkommens zwischen Bund und Ländern „enorm angespannt“, sagte der 66-Jährige am Donnerstag in Berlin wenige Tage vor seinem offiziellen Abschied. Besonderer Kostentreiber seien die Betriebskosten: „Die Haushaltssituation ist und bleibt kritisch.“
Parzinger wird am Dienstag nach 17 Jahren an der Spitze der SPK mit einem Festakt im Neuen Museum in Berlin verabschiedet. Seine Nachfolgerin ist Marion Ackermann (60). Sie war bisher Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) und tritt am 1. Juni ihr Amt an. Zum Festakt werden unter anderem Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) und der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) erwartet. Die SPK ist mit mehr als 2.100 Mitarbeitern Deutschlands größte Kultureinrichtung. Zu der von Bund und Ländern getragenen Stiftung gehören unter anderem die Staatlichen Museen zu Berlin.
Parzinger warnte vor einem wachsenden Populismus, dem sich die Kultureinrichtungen erwehren müssten. Dazu sei Rückendeckung aus der Politik nötig. Als konkrete Zukunftsaufgabe der Stiftung nannte er unter anderem die längst fällige Grundsanierung des Alten Museums auf der Berliner Museumsinsel. Sie beherbergt unter anderem die Antikensammlung mit ihrer Ausstellung zur Kunst und Kultur der Griechen, Etrusker und Römer.
Zur Beilegung des Streits mit dem Haus Hohenzollern um Kunstgegenstände aus dem Besitz des letzten deutschen Kaisers sagte Parzinger, er sei froh, „dass jetzt Klarheit herrscht“. Die Stiftung und ihre Einrichtungen könnten „damit ganz gut leben“. So seien endlose Gerichtsverfahren um die Rückgabe von Gegenständen aus Museen verhindert worden.
Mitte Mai war bekannt geworden, dass mehrere Tausend Kunstgegenstände überwiegend in eine gemeinsame gemeinnützige „Stiftung Hohenzollernscher Kunstbesitz“ übergehen sollen. Im Stiftungsrat soll die öffentliche Hand mit Zwei-Drittel-Mehrheit vertreten sein.
Weiter sprach sich Parzinger für eine engere Zusammenarbeit mit Kulturinstitutionen weltweit aus. Für die Museen, Sammlungen und Institute der SPK sei es wichtig, global zu denken. So entstünden Forschungsnetzwerke, im globalen Süden wie im „globalen Norden“.
Zum Umgang mit Sammlungsobjekten aus kolonialen Kontexten sagte Parzinger, die SPK habe mit rund 600 Objekten im internationalen Vergleich mittlerweile am meisten an die Herkunftsgesellschaften zurückgegeben. Wichtig sei bei der Erforschung der Provenienzen, mit den Fachleuten aus den Herkunftsländern zusammenzuarbeiten.
Das Finanzierungsabkommen zwischen Bund und Ländern sieht eine Erhöhung der Grundfinanzierung der SPK ab 2026 um zehn Prozent oder zwölf Millionen Euro auf insgesamt knapp 135 Millionen Euro vor. Davon trägt der Bund drei Viertel der Kosten. Außerdem übernimmt er bereits allein die Kosten für Neubauten und Sanierungen. Der Gesamthaushalt betrug 2023 rund 415,9 Millionen Euro.