Mitteldeutsche Kirche sieht sich vor finanziell fordernden Zeiten
Kloster Drübeck (epd).

Am Eröffnungstag der mitteldeutschen Landessynode hat Landesbischof Friedrich Kramer massive Einsparungen schon für den Doppelhaushalt 2026/27 angekündigt. Der Spielraum werde in den nächsten Jahren spürbar enger, sagte der leitende Geistliche der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) am Donnerstag im Kloster Drübeck bei Quedlinburg. Grund dafür seien kontinuierlich sinkende Mitgliedszahlen.

Bislang sei das Kirchensteueraufkommen nicht in demselben Maße wie die Zahl der Mitglieder gesunken. Es hätten vor allem Menschen die Kirche verlassen, die aufgrund ihres niedrigen Einkommens kaum oder wenig Steuern zahlten. Gerade einmal 15 Prozent der Mitglieder zahlten 77 Prozent der Kirchensteuer in der EKM. Doch seit 2017 habe insgesamt jedes fünfte Mitglied die Kirche in Mitteldeutschland verlassen. „Wir stehen inzwischen vor dem Kipppunkt, bei dem die minimierte Mitgliederbasis zu noch stärkeren Rückgängen unserer finanziellen Basis führen wird“, sagte Kramer.

Die Kirchensteuer sieht Kramer dabei nicht als vordergründigen Anlass zum Austritt von Mitgliedern, sondern beispielsweise auch Vertrauensverlust und wachsende Distanzgefühle zur Kirche. Daher müsse diese Steuer besser kommuniziert werden. Alle Veranlagten sollten wahrnehmen können, dass die Steuer viel Gutes bewirke.

In seiner Rede zum Auftakt der Synode erinnerte Kramer zudem an die Befreiung Deutschlands vom Hitler-Faschismus vor 80 Jahren. Dabei kritisierte er das im Oktober 1945 verabschiedete Stuttgarter Schuldbekenntnis der Evangelischen Kirche in Deutschland. In diesem sei der fatale Irrweg der deutschen Christen nicht klar genug benannt worden.

Das entworfene Bild seiner Kirche passte laut Kramer damals gut in die Rechtfertigungsstrategie vieler Deutscher, die sich angesichts eines verlorenen Krieges, zerstörter Städte, von Flucht und Vertreibung vor allem selbst als Opfer sahen. „Ein Bewusstsein für das eigene Versagen war nur bei wenigen vorhanden“, sagte der leitende Geistliche.

Mit Blick auf heutige Gefährdungen des Friedens rief Kramer zur Stärkung von Strukturen zur zivilen Konfliktlösung sowie zum Dialog auf. Eine wichtige Rolle der Kirche sieht er in der Beratung zur Kriegsdienstverweigerung und Gewissensbildung sowie einer angemessenen Erinnerungskultur.

Kramer sagte weiter, auf lange Sicht werde Rüstung und militärische Stärke nicht die Sicherheit in Europa garantieren. Nachhaltige Sicherheit beginnt nach Überzeugung des Landesbischofs und Friedensbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit Vertrauen und darf nicht nur militärisch gedacht werden. Gesellschaft und Kirche müssten sich dafür einsetzen, dass in Deutschland und weltweit die notwendigen zivilen Mittel stark gemacht werden, damit Konflikte nicht militärisch eskalieren.

Die Aussprache zu den friedenspolitischen Positionen des Landesbischofs machte deutlich, dass sich die 80-köpfige Synode in Fragen der Bedeutung militärischer Stärke für die Landesverteidigung keineswegs einig ist. Mehrere Synodale verwiesen darauf, dass die Bundeswehr als Friedensarmee angemessen auszurüsten sei.