Mehr Kündigungen in den Pfeifferschen Stiftungen?
Warum viele Mitarbeiter in der Diakonie-Einrichtung verunsichert sind
Magdeburg (epd).

Andrea K. (Name geändert) ist wütend auf ihren Arbeitgeber. Sie arbeitet seit vielen Jahren als Pflegekraft im Klinikum der Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg, einem Krankenhaus der evangelischen Diakonie. Im Januar wurde bekannt, dass die Einrichtung in finanziellen Schwierigkeiten ist. Es begann eine Insolvenz in Eigenregie. Jetzt steht fest: Das Krankenhaus wird nach 136 Jahren seine Eigenständigkeit verlieren und zum 1. August an das Universitätsklinikum Magdeburg verkauft.

Dass Krankenhäuser aufgrund des zunehmenden Kostendrucks in wirtschaftliche Schieflage geraten, ist zwar keine Seltenheit. Aber Andrea K. kritisiert den kirchlichen Arbeitgeber dennoch. Sie sei enttäuscht über eine aus Sicht vieler Mitarbeiter mangelhafte Kommunikation. So war in den Mitteilungen der Geschäftsführung lediglich von einem Personalabbau in der Verwaltung die Rede.

„Das stimmt nicht“, sagt Andrea K. Es müssten viel mehr Mitarbeiter gehen, als die Geschäftsleitung angekündigt habe: „Die Frage ist, was glaubt man jetzt eigentlich? Überall herrscht extreme Unsicherheit vor. Niemand möchte seinen Job verlieren, weil wir darauf angewiesen sind.“ Auch sie selbst möchte in der Einrichtung bleiben, in der ein gutes Miteinander gelebt werde.

„Da kommen Physiotherapeuten zu mir und erzählen, dass drei Leute von ihnen gekündigt wurden“, berichtet die Krankenschwester. Außerdem, so kritisiert sie, würden Informationen zu spät oder fast gar nicht weitergegeben.

Dass auch Pflegekräfte die Kündigung erhalten, habe sie bisher nicht beobachtet. „Aber ich traue dem Frieden nicht“, schränkt sie ein. Manche hätten schon von sich aus das Klinikum in Magdeburg-Cracau verlassen. Dabei seien die meisten Kollegen sehr motiviert.

Auch Hans Bartosch sorgt sich um die Belegschaft der Stiftungen. Zwölf Jahre lang war der Pfarrer dort als Krankenhausseelsorger tätig, mittlerweile arbeitet er in einer diakonischen Einrichtung in Berlin. „Angekündigt hat sich die Schieflage schon seit vielen Jahren“, erinnert er sich. Dennoch sei die Insolvenz im Januar für viele Mitarbeiter überraschend gekommen.

„Was ich mitbekommen habe, war natürlich auch ein Entsetzen“, sagt Bartosch. Viele seien aber vorsichtig, ob die Stiftungen jetzt gesichert seien. Es habe Irritationen, Ärger und Wut gegeben, weil nun von Bürokratieabbau gesprochen werde. Der habe teilweise jahrzehntelange Mitarbeiter betroffen. „Diese Schnoddrigkeit hat viele verletzt“, kritisiert der Geistliche. Dabei hält er den Schritt, mit der Uniklinik zusammenzugehen, für prinzipiell richtig.

Auch über das evangelische Profil der Stiftungen macht er sich Sorgen. Was mit kirchlicher Arbeit für viele verbunden ist, sei nicht mehr direkt sichtbar. Dabei seien die Stiftungen ein Identitätsort für die evangelische Kirche.

Die Theologische Vorständin Ulrike Petermann sagt auf Anfrage, die Geschäftsleitung habe in jeder Phase des Verfahrens stets den spruchreifen Stand und auch die Absichten zum Verfahren transparent geteilt. Es habe unter anderem regelmäßige Abstimmungen mit den Führungskräften oder digitale Mitarbeiterversammlungen gegeben.

Zu möglichen Entlassungen sagt Entwicklungsvorstand Lars Timm, mit dem geplanten Übergang an das Uniklinikum verschiebe sich die Zuständigkeit für Personalentscheidungen. Einige der getroffenen Maßnahmen basierten auf Vorgaben der Uniklinik oder abgestimmten Anforderungen. „Es bleibt uns ein Anliegen, dennoch möglichst vielen Mitarbeitenden Perspektiven zu erhalten“, sagt Timm.

Laut dem Universitätsklinikum Magdeburg hat es betriebsbedingte Kündigungen außerhalb der Verwaltung nur in Einzelfällen gegeben. Nahezu alle Mitarbeiter des Klinikums Cracau, der Lungenklinik Lostau sowie des Medizinischen Versorgungszentrums würden übernommen.

Laut Timm habe die Uniklinik erkennen lassen, dass sie das seelsorgliche Angebot weiterhin mittragen möchte - auch personell: „Wir sind derzeit in Gesprächen, wie ein gemeinsames Seelsorgekonzept konkret aussehen kann.“ Laut Stiftungssprecher Maximilian Schwärecke ist noch unklar, ob der Klinikseelsorger weiterbeschäftigt werden könne.

Von Oliver Gierens (epd)