Nach einem positiven Entscheid der Unesco kann der Cranach-Triegel-Altar dauerhaft im Naumburger Dom verbleiben - jedoch an einem anderen Platz als bisher. Wie die sachsen-anhaltische Staatskanzlei am Mittwoch in Magdeburg mitteilte, soll das Retabel künftig im Nordquerhaus des Gotteshauses aufgestellt werden. Diese Entscheidung folge aus einem lange erwarteten Expertenurteil, das jetzt beim Auswärtigen Amt und der Landesregierung eingetroffen sei.
Die Sachverständigen der Unesco haben sich den Angaben zufolge mit dem teils vehement geführten Diskurs der deutschen Kunst- und Architektursachverständigen um die Aufstellung des Altars-Projekts im Westchor des Domes intensiv beschäftigt. Im März hatten sie demnach den Naumburger Dom zwei Tage lang besucht.
Als Reaktion auf den Bericht hatten die Vereinigten Domstifter, das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie sowie Vertreter der Staatskanzlei mehrere mögliche Standorte innerhalb des Doms geprüft, hieß es. Die Fläche im Nordquerhaus werde als beste Variante befürwortet, weil das Werk dort einen eigenen, würdigen Raum innerhalb des Domes erhalte.
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte, er habe seit mehreren Jahren in Gesprächen mit deutschen und internationalen Sachverständigen auf eine einvernehmliche, denkmalverträgliche Lösung für den neuen Altar im Naumburger Dom hingewirkt. „Mit langem Atem haben wir eine Präsentation des Cranach-Triegel-Altars im Naumburger Dom ermöglicht und zugleich die Integrität der Welterbestätte gewahrt“, betonte der Regierungschef.
Der Altar sei eine Bereicherung für den Naumburger Dom, betonte der Dechant der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg, Jörg Ulrich: „Dass der Altar nun dauerhaft im Dom verbleiben kann, ist ein Grund zur Freude für unsere evangelische Domgemeinde und ein Zeichen gelebter Ökumene.“ Stiftsdirektor Holger Kunde ergänzte, im Nordquerhaus werde der Altar in Korrespondenz mit anderen Werken verschiedener Epochen und mit Kunst der Gegenwart stehen.
Die Einschätzung der Experten der Unesco gebe den Denkmalpflegern des Landes vollumfänglich recht, meinte Landesarchäologe Harald Meller. Man kämpfe gemeinsam für den Erhalt und die angemessene Nutzung des kulturellen Erbes als Vermächtnis an künftige Generationen, betonte er.
Mit der Entscheidung geht ein rund dreijähriger Streit um das Projekt zu Ende. Der ursprünglich zwischen 1517 und 1519 von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553) geschaffene Altar war im Zuge der Reformation teilweise zerstört worden. Der Leipziger Maler Michael Triegel (geb. 1968) hatte ihn um ein Mittelteil ergänzt. Im Anschluss war der Altar von Juli 2022 an im Westchor des Domes zu sehen. Zwischendurch ging er mehrmals auf Reisen, kehrte aber im Dezember 2023 wieder nach Naumburg zurück.
Die Wiederaufstellung war umstritten, weil der Altar insbesondere nach Ansicht des Internationalen Rates für Denkmalpflege Icomos, der die Unesco berät, die Stifterfiguren im Westchor um Uta von Naumburg verdeckte. Sogar über eine mögliche Aberkennung des 2018 verliehenen Unesco-Welterbetitels für den Naumburger Dom wurde zeitweilig diskutiert.