Mit zahlreichen Veranstaltungen ist am Donnerstag in Berlin an das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 80 Jahren erinnert worden. Das Gedenken zum 8. Mai 1945 startete am Morgen mit einem ökumenischen Gottesdienst in der damals stark beschädigten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Dort versammelten sich neben Vertretern und Vertreterinnen von Kirchen und Religionsgemeinschaften die Spitzen des Staates, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der neue Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU). Im Anschluss gab es eine Kranzniederlegung an der Neuen Wache und eine Gedenkstunde im Bundestag.
Der 8. Mai als Tag der Befreiung war in diesem Jahr in Berlin einmalig ein gesetzlicher Feiertag. Am Brandenburger Tor startete am Nachmittag ein Friedenstreck durch Europa und den Nahen Osten. Mit der fast 5.000 Kilometer langen Fahrt durch mehr als zehn Länder solle ein „wirkmächtiges Zeichen“ für den Frieden gesetzt werden, sagte Pfarrer Helmut Kautz von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) würdigte den Treck als „großartige, symbolträchtige Friedensaktion“. Ziel des Trecks ist Jerusalem. Dort soll zu Weihnachten eine aus Militärschrott gegossene Friedensglocke an eine Schule übergeben werden, in der jüdische, muslimische und christliche Kinder gemeinsam lernen.
In der Gedächtniskirche sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, Deutschland und Europa seien vor 80 Jahren befreit worden von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, „und eine schier unglaubliche Friedenszeit“ sei geschenkt worden. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, sagte, das Weltkriegsende sei ein Ende gewesen, „das nicht nur die Opfer befreite, sondern auch unser Land, selbst wenn es von Schuld und eigenem Leid geprägt war“. Es habe lange gebraucht, „bis wir das begriffen haben“, betonte die Hamburger Bischöfin.
In der Feierstunde des Bundestages mahnte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier deutsches Engagement für die Erreichung von Frieden an: „Deutschland wird gebraucht, um um Frieden zu ringen, wo er verloren gegangen ist.“ Auch das sei ein Auftrag des 8. Mai, mahnte Steinmeier.
Stadtweit beteiligen sich mehr als 50 Einrichtungen an der bis Sonntag laufenden Gedenkwoche. Unter anderem startete am Donnerstag eine Fahrradtour vom ehemaligen Flughafen Tempelhof zum Museum Karlshorst, dem Ort der Kapitulation. Auch am sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park war ein Gedenken gegen den Krieg geplant. Am Abend war zu einem weiteren ökumenischen Gottesdienst der evangelischen Berliner Landeskirche und des katholischen Erzbistums Berlin in die Gedächtniskirche eingeladen, unter anderem mit den beiden Bischöfen Heiner Koch und Christian Stäblein.
Am 8. Mai 1945 hatte der deutsche Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel eine Kapitulationsurkunde im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst unterzeichnet. Damit war der Zweite Weltkrieg in Europa vorbei.