Sachsen-Anhalts früherer Ministerpräsident Wolfgang Böhmer ist am Sonntag im Alter von 89 Jahren gestorben. Der CDU-Politiker amtierte von 2002 bis 2011 als Regierungschef in Magdeburg. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte ihn am Montag als Brückenbauer zwischen Ost und West, der sein ganzes Leben lang Verantwortung für andere Menschen übernommen habe.
Steinmeier erklärte, Deutschland verliere mit Wolfgang Böhmer „eine Persönlichkeit, die nicht das laute Wort, sondern immer die beste Lösung für die Menschen suchte, die ihm anvertraut waren“. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) schrieb auf der Internetplattform X: „'In Wolfgang Böhmer verlieren Sachsen-Anhalt und wir einen verlässlichen Politiker mit klarem Kurs.“ Er sei zum anerkannten Landesvater seiner Heimat geworden.
Die amtierende Bundesratspräsidentin und saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) erklärte, Böhmer sei eine Persönlichkeit gewesen, die sich mit großem Verantwortungsbewusstsein, mit Sachverstand und vor allem mit Integrität für das Gemeinwohl eingesetzt habe. „Besonders mit seinem Wirken für den Aufbau Ostdeutschlands hat er in ganz Deutschland Maßstäbe gesetzt und das Zusammenwachsen Deutschlands mitgeprägt“, schrieb Rehlinger.
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) würdigte seinen Amtsvorgänger Böhmer als „großen Sachsen-Anhalter“. Er sei ein Garant des Ausgleichs gewesen und habe für die Bewahrung von Traditionen ebenso wie für die Modernisierung des Landes gestanden. „Er hat sich um Deutschland und Sachsen-Anhalt große Verdienste erworben, den Menschen Orientierung gegeben und zum Wohle unseres Gemeinwesens gewirkt“, erklärte Haseloff: „Wolfgang Böhmer zeichnete ein Vorrat an Lebenserfahrung und Menschenkenntnis aus, der es ihm ermöglichte, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen.“
Die CDU Sachsen-Anhalt erklärte, der Verstorbene habe für Stabilität, Verlässlichkeit und eine klare Linie gestanden. „Wolfgang Böhmer war nicht nur ein kluger Politiker, sondern auch ein Mensch mit Haltung und Format“, betonte der Landesvorsitzende Sven Schulze.
Der Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, erklärte, Böhmer habe die Geschicke des Landes Sachsen-Anhalt über viele Jahre mit großer Souveränität geführt. Auch die Kirchen verdankten ihm viel für die Stabilität der Beziehungen zueinander, betonte er: „Wir behalten Wolfgang Böhmer in Erinnerung als einen Menschen und Ministerpräsidenten, der im Glauben fest gegründet war, ohne darum große Worte zu machen.“
Der aus Sachsen stammende Böhmer engagierte sich bereits in der DDR in der evangelischen Kirche. 1990 wurde er Mitglied der CDU und in den ersten Landtag von Sachsen-Anhalt nach der Wiedervereinigung gewählt. Der Mediziner amtierte von 1991 bis 1993 als Finanzminister im Kabinett von Ministerpräsident Werner Münch (CDU). Unter Münchs Parteifreund und Nachfolger Christoph Bergner war Böhmer Minister für Arbeit und Soziales, bis die CDU 1994 aus der Landesregierung ausschied. Er blieb als Oppositionspolitiker aktiv und gewann dann die Landtagswahl 2002.