Die Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur, Evelyn Zupke, fordert eine Umbenennung von Straßen, die nach dem sowjetischen Revolutionsführer Lenin und ehemaligen SED-Funktionären benannt sind. „35 Jahre nach der Wiedervereinigung sollte keine Straße mehr nach Lenin, Otto Grotewohl oder Wilhelm Pieck benannt sein“, sagte Zupke der „Bild“ (Sonntag): „Eine Straßenbenennung ist Ausdruck von Würdigung durch unsere heutige demokratische Gesellschaft. Diese Personen stehen dagegen für das Leid von Tausenden von Opfern“, sagte Zupke.
Die SED-Opferbeauftragte wünscht sich in den ostdeutschen Kommunen „einen deutlich kritischeren Umgang mit diesen Straßennamen“. Hier sehe sie insbesondere auch die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in der Pflicht. „Eine bisherige Lenin- oder Wilhelm-Pieck-Straße umzubenennen nach einer Persönlichkeit, die in der DDR Widerstand geübt hat, wäre aus meiner Sicht im 35. Jahr der Deutschen Einheit das richtige Signal“, sagte Zupke.
Mehr als ein Dutzend Leninstraßen
In den ostdeutschen Kommunen gibt es laut „Bild“ noch mehr als ein Dutzend Leninstraßen. Außerdem seien Straßen weiterhin nach den SED-Vorsitzenden Wilhelm Pieck (1876-1960) und Otto Grotewohl (1894-1964) benannt. Andere heißen „Straßen der DSF“ (Deutsch-Sowjetischen Freundschaft).
Lenin (1870-1924), bürgerlich Wladimir Iljitsch Uljanow, war Kopf der kommunistischen Bolschewiki und begründete mit einem blutigen Bürgerkrieg in Russland ab 1922 die Sowjetunion. Pieck und Grotewohl waren führende Repräsentanten des stalinistisch-geprägten SED-Regimes in der frühen DDR.