Nicht mal die Hälfte der Bewohnerinnen und Bewohner von Sachsen-Anhalt steht einer Umfrage zufolge voll und ganz zur Demokratie. Nur 43,5 Prozent der Befragten seien gefestigte Demokraten, heißt es in dem am Dienstag in Magdeburg von der Landesregierung vorgestellten Sachsen-Anhalt-Monitor. 54 Prozent gehörten zur Gruppe der „fragilen Demokraten“, die zwar die Demokratie grundsätzlich befürworten, aber auch gegenüber einem starken Führer oder einer Diktatur offen sind. Drei Prozent zeigten klare autokratische Tendenzen.
Für den bereits zehnten Sachsen-Anhalt-Monitor wurden zwischen Mai und Juli 1.101 Menschen im Land befragt. Ausgewertet wurden die Daten an der Hochschule Magdeburg-Stendal.
52 Prozent halten Islam für rückständig
Gefestigte rechtsextreme Weltbilder blieben in der Bevölkerung mit weniger als zehn Prozent zwar klar in der Minderheit, heißt es weiter. Gleichwohl seien viele gruppenbezogene Vorurteile weit verbreitet. Besonders ausländerfeindliche Aussagen fänden teils deutliche Zustimmung.
So halten 52 Prozent der Sachsen-Anhalter den Islam für rückständig. 81 Prozent sind überzeugt, Langzeitarbeitslose nutzten das System aus. 52 Prozent befürworten eine restriktivere Asylpolitik.
Erstmals umfassend untersucht wurden in der Studie auch verschiedene Formen des Antisemitismus. Demnach gibt es bei etwa einem Viertel (20 bis 25 Prozent) der Bevölkerung tradierte antisemitische Vorurteile. Weiter verbreitet ist in Teilen der Bevölkerung der israelbezogene und postkoloniale Antisemitismus.
Ambivalentes Stimmungsbild
Insgesamt zeigt sich demnach ein ambivalentes Stimmungsbild in Sachsen-Anhalt. So sind zwar 90 Prozent der Menschen mit ihrem Leben in dem Land zufrieden oder sehr zufrieden. Das gehe aber einher „mit einem kritischen Blick auf die Entwicklung des Landes“.
Während 60 Prozent der Befragten ihre persönliche Zukunft optimistisch sehen, schätzten nur rund 17 Prozent die Zukunft des Landes positiv ein. Zudem empfänden 62 Prozent weiterhin eine Benachteiligung ostdeutscher Lebensläufe.
Auch gebe es einerseits eine Bereitschaft zur Veränderung, andererseits eine wachsende Verunsicherung. So unterstützten 70 Prozent eine sozial-ökologische Transformation. Zugleich fühlten sich 44 Prozent von den globalen Entwicklungen überfordert. 83 Prozent befürchteten, künftig nicht mehr in Frieden leben zu können.
Wenig Vertrauen in Parteien und Kirchen
Das Vertrauen in Institutionen falle stark differenziert aus. Polizei, Wissenschaft und Gerichte würden hohe Werte genießen, auch Landesregierung und Landtag schnitten vergleichsweise positiv ab. Bundesregierung, Parteien und Kirchen hingegen stießen nur auf geringe Zustimmung.
Laut Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) wird mit dem Sachsen-Anhalt-Monitor 2025 deutlich, „dass die große Mehrheit der Menschen gern in Sachsen-Anhalt lebt, von Heimatliebe geprägt ist und vertrauensvoll, allerdings aber auch mit Sorge in die Zukunft schaut“. In der Weise, wie es der Politik gelinge, die Lebensprobleme der Menschen zu lösen, werde auch der Zusammenhalt im Gemeinwesen weiter wachsen.