Paul-Spiegel-Preis an Karoline Preisler verliehen
Berlin (epd).

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat den Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage am Mittwochabend in Berlin an die Aktivistin Karoline Preisler vergeben. „Ihr Einsatz für Demokratie, Weltoffenheit und Menschenwürde berührt auch uns als Gesellschaft“, sagte Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) in ihrer Laudatio. Zur Verleihung des Preises waren mehr als 250 Gäste aus Politik und Gesellschaft erschienen.

Die FDP-Politikerin und Juristin setzte sich auf pro-palästinensischen Demonstrationen unter anderem für die mittlerweile freigelassen israelischen Geiseln ein. Trotz ihres stets friedlichen Einsatzes könne sie diesem Engagement laut dem Zentralrat der Juden nur noch unter Polizeischutz nachgehen. „Dass sie sich von all den Widerständen, die ihr begegnen, nicht hindern lässt, macht sie zu einem Vorbild für uns alle“, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster. „Eine geeignetere Preisträgerin kann ich mir nicht vorstellen.“

Preisler: Antisemitismus entlarven und bekämpfen

Preisler sagte in ihrer Rede, die Auszeichnung sei für sie „eine Ehrung, eine Anerkennung meiner Überzeugungen, und ein Ansporn, die Brücke zu Spiegels Vision von einer Gesellschaft, in der Menschenliebe und Weltoffenheit gestärkt werden, aufrechtzuerhalten.“ Jüdinnen und Juden in Deutschland müsse es ermöglicht werden, „gleich unter Gleichen zu sein“. Jeder sei „in der Pflicht, Antisemitismus zu entlarven und zu bekämpfen“.

Protest gegen Verleihung

Preisler wurde 1971 in Ostberlin geboren. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde sie durch ihr "Corona-Tagebuch” bekannt, in dem sie ihre eigene Erkrankung dokumentierte. In der Vergangenheit demonstrierte sie auch auf Kundgebungen von Rechtsextremen und Querdenkern.

Vor dem Humboldt-Carré, wo die Verleihung stattfand, war eine Kundgebung gegen die Verleihung der Auszeichnung an Preisler angemeldet. Die Berliner FDP reagierte darauf mit einer Gegendemonstration. Kritik an Preisler wurde in der Vergangenheit unter anderem wegen Aussagen auf der Plattform X geübt. In einem Beitrag vom Januar teilte ein Nutzer ein Plakat mit den Worten: „20.000 Kinder zu töten ist keine Selbstverteidigung.“ Preisler kommentierte dies ironisch mit: „Millionen! Ganz sicher.“

Preis mit 5.000 Euro dotiert

Der mit 5.000 Euro dotierte Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage wird seit 2009 vergeben und soll besondere Verdienste um die Zivilgesellschaft, im Kampf gegen den Hass und für die liberale Demokratie ehren. Paul Spiegel (1937-2006) war von 2000 bis zu seinem Tod Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Den unregelmäßig verliehenen Preis erhielten zuletzt der Verein Tennis Borussia Berlin im Jahr 2022 und die Initiative „Omas gegen Rechts“ im Jahr 2020.

Am 7. Oktober 2023 hatte die radikal-islamische Hamas Israel überfallen, wobei etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 240 Geiseln in den Gaza-Streifen verschleppt wurden. In der Folge startete Israel eine Militäroffensive gegen die Hamas im Gaza-Streifen, Zehntausende Menschen wurden dabei getötet. Seit dem 10. Oktober gilt eine Waffenruhe.

Von Jonas Grimm (epd)