"Streetwork-Mobil" ergänzt Beratungsangebot für Obdachlose
Hamburg (epd).

Mit dem „Streetwork-Mobil“ wird künftig das Angebot der Straßensozialarbeit in Hamburg erweitert. „Es ist ein Instrument, um obdachlosen Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Perspektive zu verändern und den Weg von der Straße zu finden“, erklärt Ina Ratzlaff von Fördern & Wohnen (F&W), die für den Bereich Straßensozialarbeit zuständig ist. Ein Team aus mindestens zwei Streetworkern werde mit dem neuen Transporter wochentags auch in Harburg, Berliner Tor, auf der Veddel, Altona oder Wilhelmsburg unterwegs sein. „Hamburg besteht nicht nur aus der Innenstadt, sondern auch aus den Außenbezirken, da ist dieses Fahrzeug eine große Erleichterung“, sagt Ratzlaff bei der Vorstellung des „Streetwork-Mobils“ am Montag in Altona.

Es gebe einen festen Routenplan, über das Bürgertelefon können Hamburgerinnen oder Hamburger aber auch Hinweise auf Orte gegeben, die die Teams dann aufsuchen. Im und am Bus könne Beratung in sieben verschiedenen Sprachen stattfinden. „Die Klientinnen und Klienten können erst mal einsteigen und Vertrauen fassen“, erklärt Ratzlaff. Der große Vorteil sei dann, dass Menschen direkt mitgenommen werden können, wenn sie den Entschluss zu einem Ortswechsel fassen. „Wir haben die Möglichkeit, bis zu drei Menschen mitzunehmen.“

Eine Rampe am Heck ermögliche es zusätzlich, Menschen im Rollstuhl, mit einem Rollator oder mit ihrem Einkaufswagen mit allen Habseligkeiten zu einer Einrichtung zu fahren. „Das ist tatsächlich etwas ganz Besonderes, weil die Habseligkeiten mit der Bahn oder dem Taxi oft zu viel und zu sperrig sind“, erklärt die Streetworkerin. Zudem sei das stark stigmatisierend oder Fahrten würden abgelehnt.

Wie es dann weitergehe, sei individuell, sagt Ratzlaff. Wer duschen und Wunden versorgen lassen möchten, werde etwa in die Bahnhofsmission gefahren. Wer an einer öffentlichen Unterbringung interessiert sei, könne zu Notübernachtungen, Fachstellen oder Behörden gebracht werden. In der Testphase hätten es Klientinnen und Klienten begrüßt, dass sie jetzt mitgenommen werden können und es keine lange Planung mehr brauche. „Das hat ein hohes Maß an Verlässlichkeit.“

Dass die Obdachlosenzahlen in Hamburg gestiegen sind, habe eine Erhebung zu Beginn des Jahres gezeigt, sagte Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) bei der Vorstellung des neuen Mobils. „Unser Wohnungsmarkt ist unter Druck, ebenso wie unsere öffentlich-rechtliche Unterbringung sehr stark nachgefragt und belegt ist.“ Bei städtischen Angeboten sei zunächst wichtig, dass hilfebedürftigen Menschen geholfen werde. „Das Zweite ist, dass sie in das Hilfesystem einmünden. Dafür ist so etwas wie dieses 'Streetwork-Mobil' natürlich genial“, betont Schlotzhauer. Das Dritte sei, dass Maßnahmen durch Kooperationen zwischen Straßensozialarbeit und staatlichen Stellen auch verbindlich erfolgen.

Mit dem von Sozialbehörde finanzierten „Streetwork-Mobil“ werde das bereits bestehende Angebot von Übernachtungs-, Tagesaufenthalts-, Beratungs- und Begegnungsstätten für obdachlose Menschen weiter ergänzt. „Aber obdachlose Menschen haben große Hürden“, erklärt Ratzlaff. Mit diesem Angebot werde die Ansprechbarkeit deutlich erhöht.

Schlotzhauer habe sich am Hauptbahnhof einen Eindruck von der Straßensozialarbeit verschafft. „Die Not der Menschen, die auf der Straße leben, habe ich natürlich ganz unmittelbar erlebt, auch als ich bei der Bahnhofsmission einen Tag mitgearbeitet habe“, erzählt die Sozialsenatorin. „Das ist schon sehr berührend.“ Dabei habe sie auch gesehen, wie professionell die Straßensozialarbeit Hilfsangebote mache. „Und ich habe auch gesehen, dass es notwendig ist, so einen Bus zu haben, um Menschen dann auch tatsächlich ins Hilfesystem zu transportieren.“

Eine erste Erfahrung aus der Testphase sei auch, dass Menschen an der Ampel stehen und das „Streetwork-Mobil“ anschauen. „Straßensozialarbeit wird sichtbarer“, betont Ina Ratzlaff. In Absprache mit F&W, einem Tochterunternehmen der Hansestadt Hamburg, könnten auch andere Träger das Mobil nutzen.