Diakonie Hamburg fordert Schutzwohnungen für Loverboy-Opfer
Hamburg (epd).

Die Diakonie Hamburg fordert Schutzwohnungen für minderjährige Opfer der sogenannten Loverboy-Methode. Loverboys seien meist junge Männer, die eine Liebesbeziehung mit einem Mädchen oder einer jungen Frau eingehen mit dem Ziel, sie in die Prostitution zu zwingen, teilt das Diakonische Werk Hamburg anlässlich des Internationalen Tags gegen Menschenhandel (30. Juli) mit. Die Diakonie Hamburg betreibt das Projekt „FairLove“. In der Anlaufstelle für Loverboy-Opfer bieten Sozialarbeiterinnen sowohl Betroffenen als auch Angehörigen kostenlose, anonyme Beratung.

Für Betroffene seien der Ausstieg oder eine Anzeige bei der Polizei mit einem hohen Risiko verbunden, heißt es von der Diakonie. Grund sei, dass die Täter häufig Teil organisierter Kriminalität sind. Insbesondere für Minderjährige fehle es an Schutzeinrichtungen, in denen sie sich sicher fühlen und die Täter sie nicht finden können.

Die „FairLove“-Sozialarbeiterinnen unterstützen Mädchen und junge Frauen beim Ausstieg und vermitteln ins Hilfesystem. Darunter fallen etwa niedrigschwellige medizinische und therapeutische Angebote, Schutzeinrichtungen in ganz Deutschland, Beratungsangebote für eine berufliche Neuorientierung und die Möglichkeit, eine Strafverfolgung einzuleiten, wie Wiebke Dördrechter vom Diakonischen Werk Hamburg auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) erläutert.

„Jeder Ausstieg aus sexueller Ausbeutung ist individuell“, sagt Dördrechter. „FairLove“ arbeite dabei „immer akzeptierend, anonym und am Willen der Betroffenen“. Auch wer nicht aussteigen wolle, könne sich beraten lassen. Darüber hinaus könnten Mädchen und junge Frauen traumasensible Therapeutinnen und eine Opferschutzanwältin in Anspruch nehmen.

Für Eltern und weitere Angehörige besteht bei „FairLove“ ebenfalls ein Beratungsangebot. Angehörige haben zudem im Rahmen eines Gruppenangebots einen geschützten Raum für einen gemeinsamen Austausch. Schülerinnen und Schüler sensibilisiert „FairLove“ in Aufklärungsworkshops an Schulen, Wohngruppen und Jugendzentren oder bei aufsuchender Arbeit. Auch Fachkräfte können sich an das Projekt wenden, wenn sie den Verdacht haben, dass eine Schutzbefohlene zur Prostitution gezwungen wird.

Seit Beginn des „FairLove“-Projekts im August 2021 wurden laut Diakonie 163 Betroffene beraten, 2.884 Fachkräfte geschult und 58 Präventionsworkshops an Schulen angeboten.