Kampnagel richtet den Blick in die Zukunft
Hamburg (epd).

Das Hamburger Kulturhaus Kampnagel will in der Spielzeit 2025/26 mit dem Motto „Legends of the Avantgarde“ den Blick in die Zukunft richten. Es sei die letzte Spielzeit „as we knew it“, anschließend starte ein mehrjähriger Umbau- und Sanierungsprozess bei laufendem Betrieb, teilte Kampnagel am Mittwoch mit. Während der Eröffnung vom 25. September bis 4. Oktober zeige Kampnagel wichtige Arbeiten international renommierter Künstlerinnen und Künstler, darunter die New Yorker Tanz-Ikone Trajal Harrell und das Kollektiv La Fleur.

Das neue Programm verbinde Erinnerungskultur und Zukunftsvisionen. Es gehe „um künstlerische Erzählungen jenseits konservativer Narrative, um alte und neue Legenden, die als progressive Gegenentwürfe zur politischen Rechten formuliert werden“, wie Kampnagel informierte.

In „The Romeo“ choreografiere Harrell einen imaginären, epochenübergreifenden Tanz. Dieser verkörpere universelle Tragödien und Hoffnungen. La Fleur breche in „Das Phantom der Operette“ die glitzernde Oberfläche eines bürgerlichen Genres auf und zeige, wie Exil, Vertreibung und Hybridität zur subversiven Kraft der Operette geworden seien.

Das Forschungskollektiv Forensic Architecture / Forensis untersuche mit forensischen Methoden, digitalen Archiven und künstlerischer Intervention den deutschen Kolonialgenozid in Namibia. Das brasilianische Kollektiv Mexa lasse in „The Last Supper“ eine Bankett-Performance über queere Marginalisierung und Widerstand entstehen. Der iranische Künstler Ashkan Shabani zeige in der Ausstellung „Queer Life Freedom“ Identität und Flucht als fragile, widerständige Prozesse.

Im kulturpolitischen Diskurs rücke Kampnagel antifaschistische Theorie und Praxis in den Mittelpunkt: Mit Beiträgen von Claudia Rankine und Vanessa E. Thompson werde ein Gegenkanon an Autorinnen und Autoren aufgerufen, der Texte und Wissen versammle, um auf die zunehmende Faschisierung vieler Gesellschaften zu reagieren.

Ein Höhepunkt sei das erste Weihnachtsmärchen auf Kampnagel: „Fair(y) Tales“ der Choreografin Regina Rossi richte sich an taubes wie hörendes Publikum.

Nach dem Jahreswechsel bringe medico international eine Bühnenshow nach Hamburg, die sich mit Kolonialismus und Grenzpolitik auseinandersetze. Die Hamburger Regisseurin Mable Preach feiere mit ihrer „Opera of Hope“ ein Comeback. Das dekoloniale Musiktheater verbinde Gospel und Community-Arbeit.

Ursina Tossi zeige mit „E[R]DEN“ ein neues Werk das - inspiriert von Octavia Butler - Berührung als utopische Praxis erforsche. Das radikal-queere Drag-Wrestling-Kollektiv Choke Hole, der französische Regisseur Philippe Quesne („Le Paradoxe de John“) und die Performerin Jessica Teixeira („Monga“) setzten weitere künstlerische Akzente.

Das finnische Kollektiv Oblivia präsentiere mit „Moopa“ ein digitales Museum der Performancekunst als interaktives Computerspiel. Das Festival „Liminalities“ feiere trans-, inter- und nicht-binäre Perspektiven.

Den Abschluss der Spielzeit bilde im Juni die Tanztriennale Hamburg, ein neues internationales Festival. Eine Woche lang versammle es internationale Spitzenproduktionen, neue Formate und partizipative Projekte - von HipHop bis Ballett.