
Die Pilzsaison hat begonnen. Pfifferlinge und Steinpilze können schon jetzt geerntet werden - im September und Oktober wird die Auswahl noch reicher. Wer auf Pilzsuche geht, sollte allerdings achtsam sein, um hinterher eine genussreiche und keine giftige Mahlzeit zu haben. Der geprüfte Pilz-Sachverständige der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, Hans Manhart, und der Leiter des Giftinformationszentrums Nord der Universitätsmedizin Göttingen, Andreas Schaper, haben dem Evangelischen Pressedienst (epd) verraten, worauf bei Bestimmung, Ernte und Verzehr zu achten ist - und worauf es bei einer Vergiftung ankommt.
Wo und wann finde ich Pilze?
Pilze sind über das ganze Jahr verteilt auffindbar, wie Hans Manhart erläutert. Pfifferlinge oder essbare Täublinge sowie Steinpilze sind schon im Hochsommer zu finden. Der Höhepunkt der Saison ist aber im September und Oktober. Pilze wachsen an den unterschiedlichsten Orten, erläutert der Experte aus dem niedersächsischen Bad Harzburg: in Wäldern und Mooren, auf halbtrockenen Rasengebieten, in der Wüste und selbst im Wasser. Hauptfundorte für Speisepilze sind aber Wälder, wie Manhart betont. „Grundsätzlich gilt: Sammeln Sie nur Pilze, die Sie hundertprozentig kennen“, unterstreicht er. Das sei die wichtigste Regel des Pilzsammelns. Geerntet werden dürfen Pilze wie die meisten wild wachsenden Lebensmittel in eigenbedarfsgerechten Mengen- allerdings nur dort, wo dies nicht ausdrücklich verboten ist. In Naturschutzgebieten ist es grundsätzlich untersagt, Pilze zu sammeln.
Was sollte ich beim Transport der Pilze beachten?
Am besten lassen sich Pilze in einem luftdurchlässigen Korb sammeln. Wer sich unsicher ist, ob seine Pilze zum Verzehr geeignet sind, sollte sich an einen Sachverständigen wenden. Ein Verzeichnis örtlicher Experten bietet etwa die Deutsche Gesellschaft für Mykologie. „Pilze, über die Zweifel bestehen, sollten separat transportiert werden, am besten in Alufolie eingepackt, damit sie sich nicht mit dem übrigen Sammelgut vermischen“, rät Pilz-Experte Manhart.
Welche Methoden sind für eine Bestimmung der Pilzart am sichersten?
Hilfreich, aber nicht immer zuverlässig, sind Bestimmungsbücher. „Pilz-Literatur gibt es meterweise, jedoch verändert sich die Pilzwelt laufend. Titel, die älter als zehn Jahre sind, können deshalb inaktuell sein“, sagt Manhart. Apps zum Bestimmen von Pilzarten seien für Anfänger hilfreich, aber nicht vollkommen sicher. Für die ersten Pilz-Exkursionen empfiehlt der Experte die Begleitung eines Sachverständigen. „Da lernt man am besten aus erster Hand und direkt in der Natur“, unterstreicht Manhart. Er selbst bietet ab Ende August begleitete Wanderungen an. Auch Organisationen wie der Naturschutzbund (Nabu) veranstalten Pilz-Lehrgänge.
Wie bereite ich den Pilz für den Verzehr vor?
Wenn die Röhren des Pilzes sich entfernen lassen, können diese und die Stielspitzen bei Steinpilzen gleich im Wald gelassen werden. „Das tut der Natur durchaus gut“, sagt Manhart. Beim Entfernen der schleimigen Röhren sei zudem ein möglicher Insektenbefall gut zu erkennen. Der Sachverständige empfiehlt, den Pilz mit einem Löffel aus dem Waldboden zu hebeln. Dann bleibt die Stielspitze erhalten, die dabei hilft, den Pilz zu bestimmen.
Wie giftig können Pilze sein - und was sollte man bei Verdacht auf eine Pilzvergiftung tun?
Giftige Pilze können Schädigungen der Leber, der Nieren und des Magen-Darm-Traktes verursachen. Zu den Symptomen zählen dann Durchfall, Koliken, Erbrechen und allergische Reaktionen, sagt der Toxikologe Andreas Schaper, Leiter des Giftinformationszentrums Nord der Universitätsmedizin Göttingen. Besonders gefährliche Pilze wie der Knollenblätterpilz, der leicht mit dem Wiesenchampignon zu verwechseln ist, können schwerste Leberschäden hervorrufen und tödlich wirken. „Das Tückische bei einer Knollenblätterpilz-Vergiftung ist die längere Latenz“, sagt Schaper. „Erst nach sechs, acht oder zwölf Stunden treten Symptome auf.“ Ein Gegengift sei aber in Krankenhäusern vorhanden.
Bei Verdacht auf eine Pilzvergiftung sollten Betroffene unverzüglich den örtlichen Giftnotruf kontaktieren, betont Schaper. Bei ausgeprägten Symptomen ist es sinnvoll, direkt ein Krankenhaus oder einen Arzt aufzusuchen. Als Sofortmaßnahme empfiehlt Schaper, ein Glas Wasser zu trinken. Weitere Schritte, etwa Erbrechen oder die Einnahme von Aktivkohle, die Giftstoffe bindet, sollten nie eigenmächtig erfolgen, sondern nur nach Rücksprache mit dem Giftnotruf.