Inklusion in Bremen stockt: Zu wenige Betriebe erfüllen ihre Pflicht
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Themenfoto: In der Herberge Goslar arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung
Bremen (epd).

Die Inklusion von Menschen mit Behinderung auf dem bremischen Arbeitsmarkt kommt laut einer Analyse der Arbeitsnehmerkammer nur schleppend voran. Nur einer von drei Betrieben erfüllt die gesetzlich vorgeschriebene Beschäftigungsquote von fünf Prozent, wie die Kammer am Montag mitteilte. 34 Prozent der Betriebe hätten 2023 zu wenige, 28 Prozent überhaupt keine schwerbehinderten Menschen eingestellt. Dafür müssten sie eine Ausgleichsabgabe zahlen.

Im Bundesländervergleich liegt Bremen den Angaben zufolge damit auf dem viertletzten Platz, sagte Peer Rosenthal, Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer Bremen. Jeder fünfte Mensch mit Schwerbehinderung arbeite in Bremen in speziellen Werkstätten. Diese würden seit langem von den Vereinten Nationen kritisiert. Die Beschäftigten seien dort zwar sozialversichert, erhielten jedoch keinen Mindestlohn. In den vergangenen drei Jahren hätten nur 29 Menschen den Sprung aus einer Werkstatt auf den allgemeinen Arbeitsmarkt geschafft.

Die Arbeitnehmerkammer fordert mehr Anreize für die Werkstätten, damit sie mehr Menschen mit Behinderung den Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglichten. Ausländische und junge Menschen mit Behinderung bräuchten mehr Aufklärung und Hilfen, sagte Rosenthal. Betriebe müssten für Beschäftigte nach Erkrankungen individuelle Lösungen entwickeln, damit diese ihrer Arbeit weiter nachgehen könnten.

Die Inklusion von Menschen mit Behinderung sei nicht nur eine gesellschaftliche Verpflichtung, sondern angesichts des Fachkräftemangels auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit, betonte der Geschäftsführer: „Wir brauchen endlich mehr konkrete Maßnahmen statt reiner Absichtserklärungen.“