Gutenberg-Museum erwirbt kostbares Blockbuch für 1,85 Millionen Euro
Mainz (epd).

Das Mainzer Gutenberg-Museum erweitert seine Dauerausstellung um ein kostbares, für rund 1,85 Millionen Euro angekauftes Blockbuch aus dem 15. Jahrhundert. „Ein Exemplar solcher Qualität und Vollständigkeit ist bundesweit einmalig“, erklärte der rheinland-pfälzische Kulturstaatssekretär Jürgen Hardeck (parteilos) am 22. April bei der Präsentation des Neuerwerbs in Mainz. Das 40-seitige Buch, eine bebilderte Kurzfassung der Bibel („Biblia pauperum“) war dem Museum von einem Schweizer Antiquar angeboten worden.

Rund anderthalb Jahre hätten sich die Verhandlungen in die Länge gezogen, berichtete Museumsdirektor Ulf Sölter. Das Gutenberg-Museum habe unter anderem einen Gutachter bestellt, um den Wert des frühen Drucks zu bestätigen. Außerdem sei aus Mainzer Sicht entscheidend gewesen, die Herkunft des Buches zu klären. Vor dem Verkauf habe sich das Exemplar über Generationen hinweg im Eigentum der britischen Adelsfamilie des Marquess of Bath befunden.

Von der nach Mainz verkauften, mutmaßlich im süddeutschen Raum gedruckten „Biblia Pauperum“ sind laut Sölter weltweit nur drei vollständige Exemplare bekannt. Die beiden anderen befinden sich in den Universitätsbibliotheken von Cambridge und Manchester. An der Finanzierung des Ankaufs beteiligten sich neben der Stadt Mainz und der Kulturstiftung der Länder weitere Stiftungen sowie das Land Rheinland-Pfalz.

Noch vor der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg hatte im 15. Jahrhundert die Blockdrucktechnik Verbreitung gefunden. Dabei wurden Texte und Bilder als Negativform in Holzbklöcke geschnitzt. Die Technologie habe sich wegen grundlegender Mängel nicht durchgesetzt, berichtete Nino Nanobashvili, Kuratorin für Buch- und Druckgeschichte des Gutenberg-Museums. So hätten sich die Holzblöcke schnell abgenutzt und keine hohen Auflagen ermöglicht. Außerdem sei es nicht möglich gewesen, Fehler schnell zu korrigieren.

Dennoch hätten Blockbücher Mitte des 15. Jahrhunderts vorübergehend eine große Rolle gespielt, unter anderem in den damals aufkommenden Universitäten. Das Mainzer Gutenberg-Museum besitzt bereits zwei weitere wertvolle Bücher aus jener Zeit. Die neu angekaufte „Biblia pauperum“ ist bereits seit 23. April in der Schatzkammer des Museums zu besichtigen und soll im Herbst an einen Übergangsstandort im Naturhistorischen Museum umziehen. Das Gutenberg-Museum am Marktplatz von Mainz wird dann geschlossen, abgerissen und durch einen Neubau am alten Standort ersetzt.

Website des Gutenberg-Museums: http://u.epd.de/23m6