Eine Kooperation des Städel Museums und der Goethe-Universität Frankfurt ermöglicht es Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen, sich digital mit Kunst zu beschäftigen. Das Angebot Artemis Digital gibt auch Anreize, selbst kreativ zu werden.
Frankfurt a.M. (epd). Das Städel Museum und die Goethe-Universität in Frankfurt am Main wollen die Lebensqualität und kulturelle Teilhabe von Menschen mit Demenz mithilfe von Kunst verbessern. Die kostenfreie Anwendung Artemis Digital ermögliche den Zugang zu Kunst und zu kreativer Betätigung zu Hause und auch in Pflegeeinrichtungen, sagte Projektleiterin Chantal Eschenfelder vom Städel Museum am 9. Dezember bei der Präsentation des neuen Angebots.
Artemis Digital wurde als Folgeprojekt des Führungs- und Workshop-Programms Artemis entwickelt, das 2024 im Städel Museum initiiert worden ist. Mit dem digitalen Angebot sollen Menschen mit eingeschränkter Mobilität und deren Angehörige erreicht werden, sagte Eschenfelder. Die angebotenen „Kunstreisen“ zu einzelnen Werken des Museums für Menschen mit leichter bis mittelgradiger Demenz eröffneten Räume zur Verständigung „jenseits von Sprache“. Über das „visuelle Gedächtnis können Erinnerungen stimuliert werden“, fügte sie hinzu. Gleichzeitig erfahre die Beziehung zu den Angehörigen oder anderen Begleitpersonen durch das gemeinsame Erleben eine Stärkung.
Gerontologe: Lebensqualität nachweislich gesteigert
Die positiven psychosozialen Effekte des analogen Angebots auf die Gesundheit der Demenzkranken zeigten sich auch bei der digitalen Anwendung, sagte der Gerontologe Johannes Pantel, Leiter des Arbeitsbereichs Altersmedizin der Goethe-Universität und ebenfalls Projektleiter von Artemis digital. Nachgewiesen werden könne unter anderem eine Verbesserung der subjektiv eingeschätzten Lebensqualität sowie der Depressivität der Betroffenen und eine Entlastung der Angehörigen. Auch die hohe Praktikabilität des Angebots sei bestätigt worden.
Kunstwerke aus vier Themenbereichen
Unter artemis.staedelmuseum.de können Nutzer vier „Kunstreisen“ mit jeweils bis zu sechs Bildern zu den Themenfeldern „Familie und Gemeinschaft“, „Stillleben“, „das menschliche Gesicht“ und „die Farbe Blau in der Kunst“ unternehmen. Die geführten Anwendungen arbeiten mit Bildern, Tonspuren, Videos und Anleitungen zur Beschäftigung mit einem Kunstwerk.
Im Themenbereich Gesicht etwa ist das abstrakte Werk „Sinfonie in Rosa“ von 1929 von Alexej von Jawlensky hinterlegt. Hier könnten die Nutzer ihre Selbstwirksamkeit fördern, indem sie Farben zuordnen oder das Gesicht aus mehreren Teilen wieder zusammenfügen. Sie erfahren „Ich kann selbst etwas tun“, erklärte Antje Lindner vom Städel Museum.
Neben der thematischen Beschäftigung mit einem Werk lädt das Angebot dazu ein, etwa mit Farben, Pinsel und Papier kreativ zu werden. Die Anregungen seien alle so gewählt, dass die Materialien in den meisten Haushalten zu finden seien, sagte Lindner.
artemis.staedelmuseum.de