Experte: Konfirmanden-Arbeit ist größtes Erfolgsmodell der Kirche
Ludwigsburg, Speyer, Darmstadt (epd).

Die Konfirmanden-Arbeit ist nach Ansicht von Wolfgang Ilg, Professor für Jugendarbeit und Gemeindepädagogik an der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg, auch bei zurückgehenden Zahlen nach wie vor ein Erfolgsmodell. „Durchschnittlich lassen sich in Deutschland 80 Prozent der evangelischen Jugendlichen konfirmieren“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). „So eine Reichweite hat die Kirche eigentlich in keinem anderen Bereich.“

Laut der 3. bundesweiten Konfi-Studie, die im Sommer 2024 veröffentlicht wird, variiert die sogenannte „Konfirmations-Quote“ jedoch von Kirche zu Kirche sehr. In Anhalt ließen sich 2022 nur rund 55 Prozent der protestantischen Jugendlichen konfirmieren. Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) hatte vor zwei Jahren die höchste Konfirmationsquote mit 86,5 Prozent - im Jahr 2013 waren es noch 93,9 Prozent (minus 7,4 Prozent).

Die pfälzische Landeskirche hatte eine Konfirmationsquote von 71,1 Prozent im Jahr 2022, neun Jahre zuvor ließen sich noch 90,1 Prozent der evangelischen Jugendlichen konfirmieren (minus 19 Prozent). In der Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau gingen 2022 87 Prozent der jungen Protestantinnen und Protestanten zur Konfirmation, 2013 waren es noch 92,1 Prozent (minus 5,2 Prozent). In der rheinischen Kirche ließen sich 2022 78 Prozent der evangelischen Jugendlichen konfirmieren, neun Jahre zuvor waren es noch 83,9 Prozent (minus 5,9).

Die Arbeit habe sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt, so der Experte, der verschiedene Forschungsprojekte zur Konfirmandenarbeit verantwortet. Frontalunterricht und seitenweises Auswendiglernen gebe es nicht mehr, die Bedürfnisse und Fragen der Jugendlichen stünden nun mehr im Vordergrund.

Zwar spielten Geld und Geschenke sowie die Familientradition eine Rolle bei der Anmeldung der Jugendlichen zur Konfi-Zeit. Aber diese Motive seien weniger stark als der Wunsch, sich tatsächlich mit Fragen des Glaubens auseinandersetzen, so ein Ergebnis der Studie.

Laut Ilg finden 30 bis 40 Prozent der befragten Jugendlichen Gottesdienste langweilig. „Deshalb sollte man ernster nehmen, was es auch unter der Woche an kirchlichen Jugendangeboten gibt und andere jugendgerechte Formate stärken“, sagte Ilg. Viele junge Menschen verlören nach der Konfirmation den Kontakt zur Kirche. Deshalb schlug er vor, Konfirmierte fünf Jahre nach dem Fest zum Pizzaessen einzuladen, und mit ihnen ins Gespräch zu kommen über ihr Leben und ihren Glauben. „Die Jugendlichen würden dann spüren: Die Kirche ist an uns und unseren Ideen interessiert.“

epd-Gespräch: Judith Kubitscheck